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INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT GEORG HONOLD —BERLIN.
WOHNZIMMER. SCHLOSS SCHÖN WALDE—NEUMARK.
besseren Möbelfabriken hat der Eigenleistung künst-
lerischen Gepräges mit architektonischer Resonanz
Platz gemacht. Die Abbil lungen nach Honolds neueren
Raumschöpfungen bestätigen das vollauf; sie sind frei
von Gesuchtheit und Überladung, sie sind vollklangig
bis in alle Einzelheiten hinein.
Die erste Abbildung vermittelt uns einen Einblick
in das Speisezimmer der Honoldschen Wohnung; der
Raum zeigt uns einen intim bürgerlichen Charakter, in
ihm scheint ein Stück Überlieferung weiterzuleben. Die
Ausführung des Mobiliars umfaßt graubraun geräuchertes
Eichenholz, die Wände sind blaurot mit gelb gemustert,
der Teppich hat eine graublaue Stimmung, die Gar-
dinen sind gelblich mit grauer Musterung. Eine Steige-
rung weist das behäbige Wohnzimmer im Schlosse Schön-
walde in der Neumark auf; auch hier einfache Form-
gebung, Behaglichkeit und eine in den Hauptfarben warme
Gesamtstimmung von braunen, roten und gelben Tönen
im Zusammenklingen mit dem Nußbaumholz und dem
Rindleder des Sofas. Auch in den folgenden beiden Ab-
bildungen liegt eine erneute Verstärkung, sie kommt in der
Betonung des architektonischen Prinzips zum Ausdruck.
Die Ausführung der Diele ist in dunklem Eichenholz
mit Palisanderpilastern gehalten; grau-grüne, grau-gelbe
und dunkelgraue Töne mit goldenen, weißen und
schwarz-grünen Verstärkungen geben diesem Räume
eine festliche, vornehme Geschlossenheit. Ein würdiges
Gegenstück bietet die Halle des Schlosses Schönwalde,
die räumlich über den rein wohnlichen Charakter hinaus-
ragt und eine schon mehr repräsentative Note aufweist.
Aber auch hier berührt der Mangel sogenannter Effekte
und Unterstreichungen wohltuend. Das Mahagoni-Mo-
biliar des Schlafzimmers im Schlosse Schönwalde zeigt
einfache, erprobte Formen; die Wände sind gelb-grau
und lila, der Teppich grau und lila gehalten. — In der
zeichnerischen Wiedergabe seiner Entwürfe hat sich
Honold ganz der Ausdrucksweise der neueren Zeit zu-
gewandt; man sieht auch aus ihnen schon so recht die
künstlerische Erschöpfung der vollständigen Raumlösung.
Wir wissen alle sehr wohl, wie mancher eingreifenden
Änderung solche Entwürfe verfallen, und so ist es gut,
wenn man aus solchen Schaubildern auch von nicht
immer zu verwirklichenden Absichten der Künstler er-
fährt. Erst auf solche Vorlagen hin kommen sich Auf-
traggeber und Künstler halbwegs entgegen. Alle Ab-
striche an Honoldschen Entwürfen scheinen aber der
späteren Ausführung nicht geschadet zu haben, denn
seine Räume zeigen immer ein hohes Maß von Ausge-
glichenheit, die ein Gefühl nach »mehr oder weniger«
nicht aufkommen lassen. Ich möchte wünschen, daß
Honold in diesen Grenzen bliebe; sogenannte Fest- und
Prunkräume verleiten gar zu leicht den Künstler, zu
jenen Mitteln zu greifen, vor deren Wirkungen ich zu
Anfang dieser Darlegungen warnte. — otto schulze.
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT GEORG HONOLD —BERLIN.
WOHNZIMMER. SCHLOSS SCHÖN WALDE—NEUMARK.
besseren Möbelfabriken hat der Eigenleistung künst-
lerischen Gepräges mit architektonischer Resonanz
Platz gemacht. Die Abbil lungen nach Honolds neueren
Raumschöpfungen bestätigen das vollauf; sie sind frei
von Gesuchtheit und Überladung, sie sind vollklangig
bis in alle Einzelheiten hinein.
Die erste Abbildung vermittelt uns einen Einblick
in das Speisezimmer der Honoldschen Wohnung; der
Raum zeigt uns einen intim bürgerlichen Charakter, in
ihm scheint ein Stück Überlieferung weiterzuleben. Die
Ausführung des Mobiliars umfaßt graubraun geräuchertes
Eichenholz, die Wände sind blaurot mit gelb gemustert,
der Teppich hat eine graublaue Stimmung, die Gar-
dinen sind gelblich mit grauer Musterung. Eine Steige-
rung weist das behäbige Wohnzimmer im Schlosse Schön-
walde in der Neumark auf; auch hier einfache Form-
gebung, Behaglichkeit und eine in den Hauptfarben warme
Gesamtstimmung von braunen, roten und gelben Tönen
im Zusammenklingen mit dem Nußbaumholz und dem
Rindleder des Sofas. Auch in den folgenden beiden Ab-
bildungen liegt eine erneute Verstärkung, sie kommt in der
Betonung des architektonischen Prinzips zum Ausdruck.
Die Ausführung der Diele ist in dunklem Eichenholz
mit Palisanderpilastern gehalten; grau-grüne, grau-gelbe
und dunkelgraue Töne mit goldenen, weißen und
schwarz-grünen Verstärkungen geben diesem Räume
eine festliche, vornehme Geschlossenheit. Ein würdiges
Gegenstück bietet die Halle des Schlosses Schönwalde,
die räumlich über den rein wohnlichen Charakter hinaus-
ragt und eine schon mehr repräsentative Note aufweist.
Aber auch hier berührt der Mangel sogenannter Effekte
und Unterstreichungen wohltuend. Das Mahagoni-Mo-
biliar des Schlafzimmers im Schlosse Schönwalde zeigt
einfache, erprobte Formen; die Wände sind gelb-grau
und lila, der Teppich grau und lila gehalten. — In der
zeichnerischen Wiedergabe seiner Entwürfe hat sich
Honold ganz der Ausdrucksweise der neueren Zeit zu-
gewandt; man sieht auch aus ihnen schon so recht die
künstlerische Erschöpfung der vollständigen Raumlösung.
Wir wissen alle sehr wohl, wie mancher eingreifenden
Änderung solche Entwürfe verfallen, und so ist es gut,
wenn man aus solchen Schaubildern auch von nicht
immer zu verwirklichenden Absichten der Künstler er-
fährt. Erst auf solche Vorlagen hin kommen sich Auf-
traggeber und Künstler halbwegs entgegen. Alle Ab-
striche an Honoldschen Entwürfen scheinen aber der
späteren Ausführung nicht geschadet zu haben, denn
seine Räume zeigen immer ein hohes Maß von Ausge-
glichenheit, die ein Gefühl nach »mehr oder weniger«
nicht aufkommen lassen. Ich möchte wünschen, daß
Honold in diesen Grenzen bliebe; sogenannte Fest- und
Prunkräume verleiten gar zu leicht den Künstler, zu
jenen Mitteln zu greifen, vor deren Wirkungen ich zu
Anfang dieser Darlegungen warnte. — otto schulze.