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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

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Breuer, Robert: Der preussische Spar-Erlass
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https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0379

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INNEN-DEKORATION

und nicht geschminkter Arbeit zu erkennen. Viele
von ihnen werden von all dem nichts verstehen
und werden bei sich sprechen: Wohlan, wir wollen
sparen, wir werden die Submissionen schärfer
anziehen, wir werden die Handwerker schon dahin
bringen, daß sie uns recht billige Preise machen. Dann
sollen unsere Rechnungen sinken und des Ministers
Sonne wird uns lächeln. In der Tat, es steht zu
befürchten, daß der Sparerlaß das hinlänglich
bekannte Unwesen der Submissionen noch
steigert; dadurch würde genau das Gegenteil vom
Beabsichtigten erreicht werden. Denn darüber wird
heute niemand mehr im Zweifel sein, daß es keine
teurere Arbeit gibt, als die unsolide und die qualitäts-
lose. Unsolide und qualitätslose Arbeit aber ist die
notwendige Konsequenz rücksichtsloser und überhetzter
Submissionen. Aus all dem folgt, daß das Hand-
werk und nicht zum wenigsten die Bau- und
Möbeltischlerei ein lebhaftes Interesse daran
hat, daß der an sich gesunde Preußische Spar-
erlaß richtig gehandhabt wird. Zu diesem Zwecke
hat der Deutsche Werkbund eine Reihe von Leitsätzen
aufgestellt und allen zuständigen Behörden übermittelt.

Dem Prinzip nach sagen die neuen Leitsätze folgendes:
»In künstlerisch und technisch verständnisvoll gehand-
habter Sparsamkeit ist ein kunstförderndes Mittel zu
erblicken. — Größere Bauaufgaben sind nur künst-
lerisch hervorragenden Architekten zuzuteilen, unper-
sönliche Kommissionsarbeiten sind zu vermeiden. Auch
in den Bauämtern sollte der Grundsatz gelten, daß der
Entwerfer des Baues die Verantwortung dafür in der
Öffentlichkeit übernimmt. Die erstrebte wirtschaftliche
Verwendung der Staatsgelder darf nicht dazu führen,
den Baukünstler zu beseitigen oder mit der Lösung
der Aufgabe Kräfte zu betrauen, die vermeintlich zu
»sparen«, nicht aber zu bauen verstehen.

Die Ausbildung der Architekten ist dement-
sprechend in handwerklicher Beziehung auf die höchste
Stufe zu heben. Die verschiedenen Zweiggebiete der
Bautätigkeit, zumal die des Innenausbaues, sind bei der
Ausbildung eingehender als bisher zu berücksichtigen.
Eine gründliche Kenntnis der Baupraxis auch nach der
wirtschaftlichen Seite hin, ist zu verlangen.

Die gründliche Kenntnis des Gewerbes in seinen
technischen und wirtschaftlichen Details ist die uner-
läßliche Voraussetzung, um die vielfach als notwendig
 
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