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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

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Westheim, Paul: Wohn- und Gesellschafts-Kultur
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Lang-Danoli, Hugo: Englische Gartenmöbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0419

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INNEN-DEKORATION

gegenseitiger Verachtung abwechseln, wird niemals eine
rechte Stimmung aufzukommen vermögen. Mag dann
und wann auch Einer oder Eine sich »tadellos amüsieren«,
der Gesamtheit werden ohne den Zwang der allseitigen
Rücksichtnahme Peinlichkeiten nicht erspart bleiben.

Jedes gelungene Fest ist eine Zufälligkeit, wo das
stillschweigende Übereinkommen der Konvenienz fehlt.
Ist man da noch erstaunt, wenn der Gastgeber für
diese Art Geselligkeit keine Form finden kann? Man
bemüht sich die Tafel anders, besser, künstlerischer zu
decken, bemüht sich um diese, um jene Kleinigkeit.
Das Ganze bleibt doch haltlos — haltlos wie das
Menschengetriebe, dem der repräsentative Rahmen ge-
schaffen werden soll. Ist es nicht ganz natürlich, daß der
moderne Innendekorateur sich keinen Rat weiß vor dieser
Aufgabe, daß alle die Versuche, die er anstellt, nicht
über den Eindruck der Zwitterhaftigkeit hinwegkommen.
Ihm bleibt ja kaum etwas anderes übrig, als bei den
alten Formen großer Repräsentationsepochen Anleihen
zu machen. Wie die Kirche, wie der Herrscher von
dorther das monumentale Reliel ihrer Würden beziehen,
muß der Reiche mit seinem Repräsentationsbedürfnis
in die Ferne, in die Vergangenheit schweifen.

Eine Wohnkultur ist ja im Werden; aber eine Ge-
sellschaftskultur . . . ? Vielleicht wird uns auch die
durch eine Bewegung geschenkt, vielleicht ergreifen holde
I »amenhändchen einmal die Zügel .... und hoffentlich
recht straff gegenüber den Auslebeburschen ihrer Salons!

berlin. paul westheim.

VON DER KLEIDERKULTUR. Nur Schönheit
und Klugheit berechtigen zu Extravaganzen, doch ver-
pflichten sie keineswegs dazu: Schönheit in Einfach-
heit und Klugheit in Bescheidenheit sind immer vor-
teilhafte Kontraste. — kuno graf Hardenberg.

T7NGLISCHE GARTENMÖBEL. Angenehme Raum-
" Wirkung und intime Stimmung sind in unseren
deutschen Gärten leider immer noch selten zu finden.
Die Gartenanlage wird entweder vernachlässigt oder im
besten Fall dem Gärtner oder Architekten überlassen.
Anders der Engländer: »Nirgends ist man dem Herzen
Gottes näher als im Garten« . . . Von ihm müssen wir
immer noch lernen. — Für den Ausbau des Wohn-
gartens ist das Holzgitterwerk geradezu unentbehr-
lich. In Pompeji, in Frankreich, Holland und Eng-
land bis zum 18. Jahrhundert, in allen Blütezeiten der
Gartenkultur fand das Gitterwerk, unbewachsen oder von
Heckenrosen und Schlinggewächsen überwuchert, seiner
dekorativen und zu den Laubmassen kontrastierenden
Wirkung wegen, als Schmuck kahler Flächen, als
trennende Wand oder Laube Verwendung; das ein-
fachste Rosengärtlein, mit Latten-Säulen an Stelle der
schrecklichen Glaskugelstangen, läßt sich auf diesem
Wege reizvoll gestalten. Die Gartenmöbel müssen
trotz massiver Struktur eine elegante Formgebung auf-
weisen. — Die Arbeiten von John P. White—Bedford,
von denen wir wiederum einige Abbildungen zeigen,
dürften als die besten Leistungen auf diesem Gebiet zu
bezeichnen sein. Kleine Bequemlichkeiten, wie die Be-
hälter für Croquetbälle usw. in der Bank S. 396, seit-
lich aufklappbare Tischplatten, originelle und praktische
Einrichtungen, wie die zusammenschiebbare Garnitur
S. 397, leichte Zerlegbarkeit, Wetterfestigkeit, Gediegen-
heit der Arbeit und des Materials, das sind die Vor-
züge, die jene Gartenmöbel aufweisen. — Wasserbecken,
Vogelbrunnen, Putten und Terrakotten, Teehäuschen
mit Strohdach, schöne Holzgitter usw. vervollständigen
die poetische Atmosphäre des rechten Wohngartens
der zum erfrischenden Aufenthalt zu allen Tageszeiten
einlädt und uns der Natur nahe bringt. — l.-d.

ENTWURF UND AUSFÜHRUNG: JOHN P.WHITE—BEDFORD IN ENGLAND. SECHSECKIGE GARTENBANK. WEISSLACKIERT.
 
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