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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

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Schulze, Otto: Glossen zur Brüsseler Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0435

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416

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKTEN CURJEL & MOSER—KARLSRUHE.

BLICK AUS D. OBERLICHTSAAL INS HODLER-KABINETT.

GLOSSEN ZUR BRÜSSELER AUSSTELLUNG.

Wer nach Brüssel gegangen ist, um fremde Wohnungs-
kunst zu studieren, der ist nicht auf seine Rechnung
gekommen. Keine andere Nation hat uns einen so
umfassenden Einblick in die Räume der Wohnung bieten
können als Deutschland. Schon der Aufmachung und
Zahl nach standen wir obenan; in weiten Abständen
folgten Belgien, Frankreich, Holland, Italien, Österreich.
Hat etwa unser großer Erfolg in St. Louis die anderen
Nationen veranlaßt, sich rein kunstgewerblich, worunter
natürlich auch die Wohnungskunst zu rechnen ist, nicht
mehr so stark zu beteiligen? Das ist fast anzunehmen,
denn auch sonst ist das Kunstgewerbe der anderen
Nationen nur spärlich oder lediglich durch Spezialitäten,
wie Keramik bei Italien und Dänemark, Metallarbeiten
bei Belgien, vertreten. Amerika, England, Rußland,
Schweden und Norwegen sind entweder gar nicht, oder
auf diesem Gebiete sehr schwach vertreten. Im großen
ganzen scheint überhaupt eine fahlbare Reserve in der
allgemeinen Beteiligung zum Ausdruck zu kommen,
so daß schon rein räumlich und umfänglich Deutsch-
land an erster Stelle bleibt. Nennenswert stehen sich
die verschiedenen Staaten eigentlich nur auf industriellen
Gebieten, dann in der Darbietung ihrer Rohstoffe und
landwirtschaftlichen Erzeugnisse konkurrierend gegen-
über. Trotz aller an vielen Stellen gewiß großzügigen

Aufmachung, — namentlich hat sich Belgien riesig an-
gestrengt und nicht minder Brüssel selbst, — fühlt man,
daß die Weltausstellungen einander zu sehr gejagt haben.
Man ist vielleicht etwas ausstellungsmüde, der eigent-
liche Fachmann, ganz gleich welcher Nationalität, findet
auf seinem speziellen Gebiete schon nicht mehr den
umfassenden Rechenschaftsbericht der produzierenden
Staaten. Die Zurückhaltung wurzelt aber noch in andern
Gründen. Wir nicht nur, auch die andern Nationen
lassen sich nicht mehr gern in die Karten gucken, d. h.
geben ihre neuesten Fortschritte und Erfindungen auf
Weltausstellungen nicht mehr preis.

So bleibt an sich schon auch auf anderen Gebieten
vieles nur Dekoration, um eben in der Abgabe der
Besuchskarte zu sagen, wir sind auch dagewesen. Neben
Deutschland haben nur Belgien, Holland, Italien versucht,
den geschlossenen Raum auszustellen, sonst erblickt
man überall die alte Koje, in die Möbel hineingestellt
sind. So hat gerade unsere Wohnungs- und Raumkunst-
Abteilung etwas Imponierendes an sich. Ob nun alle
Räume gefallen, was ich sehr bezweifle, denn unsere
eigenen Landsleute lehnen sie zum Teil noch ab, das
muß die Zeit lehren jedenfalls wird der deutsche Ge-
schmack zunächst immer noch von der germanischen
Rasse am freundlichsten aufgenommen werden. Für
 
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