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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

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Scheffers, Otto: Kontrast und Harmonie der Farben, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0493

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KONTRAST UND HARMONIE DER FARBEN.

VON OTTO SCHEFFERS. FORTSETZUNG UND SCHU'SS.

Doppelt angenehm wirken daher auf uns Eindrücke,
die sowohl den Trieb nach Wechsel befriedigen als
auch geistig leicht auffaßbar sind. Ein Kunstwerk als
Ganzes und jeder Teil eines Kunstwerkes muß, um in
unseren Augen schön zu erscheinen, mit Bezug auf
andere Kunstwerke oder Teile von Kunstwerken etwas
Überraschendes, noch nicht Dagewesenes enthalten, aber
zugleich an Altes, Gewohntes anknüpfen. Das momentan
Neue darf uns weder durch Wiederholung von allzuviel
längst Bekanntem langweilen, noch durch allzuviel des
Fremdartigen, geistig schwer zu Erfassenden, abstoßen.
Auf die Farbe bezogen, heißt das: Zwei oder mehrere
Farben, deren Zusammenstellung uns wohl gefallen soll,
müssen miteinander einen gewissen Kontrast bilden,
aber auch wieder bis zu einem gewissen Grade ver-
wandt sein. Der Kontrast zwischen mehreren Farben
darf niemals so groß sein, daß man keinerlei Beziehung
mehr zwischen ihnen spürt. — Dasselbe sagt das be-
kannte Wort von der »Einheit in der Mannigfaltigkeit«.

Instinktiv erfüllt jeder Farbenkünstler unsere For-
derung. Er setzt beispielsweise Indigoblau neben In-
dischrot und Indischgelb; das sind drei Töne, die sich
von den sogenannten reinen Grundfarben durch einen
Stich ins Gelbliche und zugleich Rötliche unterscheiden
und durch eben diese Eigenschaft einer Farbenfamilie,
nämlich der der »warmen« Farben, angehören. Der
harmonische Dreiklang würde sofort auseinanderfallen,

wenn eine der Farben ausgesprochen kalt wäre. In
ähnlicher Weise stehen die Töne auf einer wohl be-
obachteten Plainairmalerei gut zu einander, weil sie
trotz aller Kontraste durch den blauen Schleier der
Luft, auch durch einen gewissen Grad der Helligkeit,
zusammengehalten werden. Auf älteren Malereien ist
es meist der braune Gesamtton, oft erst hervorgerufen
durch die Alterspatina, welcher die Vermittlerrolle spielt,
in andern Fällen der Grundton des benutzten Materials,
z. B. der kaltglänzende der Seide, der warme der Hölzer
und Majoliken, der mehr oder weniger schmutzige der
Gesteinarten usw. Insbesondere sind die warmen, die
braunen, die fahlen und schmutzigen Töne oft von
großer Bedeutung für die Farbenharmonie, d. h. gerade
die Töne, denen die Grautheorie am hilflosesten gegen-
übersteht und für die sie keinen Platz in ihrem Farben-
kreise hat. Damit soll aber nicht etwa gesagt sein,
daß nun gerade die braunen und schmutzig gemalten
Bilder die harmonischsten seien.

Man prüfe alle schönen Werke unserer modernen,
dekorativ tätigen Künstler, unsere Wohnräume, die
Tracht unserer Damen, moderne Plakate, Webereien,
Tapeten, Kunstverglasungen, Gartenanlagen, Häuser,
auch die Ornamente vergangener Zeiten und längst
ausgestorbener Völker, abendländische und morgen-
ländische, und man wird überall dasselbe finden: aus-
gesprochene Kontraste und zugleich enge verwandtschaft-

ARCH1TEKT

P.PARAV1C1N1

FRANKFURT.

s£ BLICK VOM
SALON NACH
DER HALLE.

EMPFANGS-SALON IM HAUSE FECHHEIMER. WAND WEISSGRAU. AUSFÜHRUNG: SCHNEIDER & HANAU-FRANKFURT.
 
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