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INNEN-DEKORATION
ARCH. RUNGE & SCOTLAND—BREMEN. ACHTECKIGE VORHALLE. BRUNNEN AUSGEF. VON FR. WACHSMUTH—BREMEN.
werden. Das ist der Segen der eine Zeitlang so ver-
lästerten billigen Surrogate im Lichte der Hygiene. —
Eine Utopie wird es wohl noch vorläufig bleiben,
daß jedes Schlafzimmer mit breiter Fenstertüre,
wenn auch schmaler, Veranda und auf Kugellager-
Rollen leicht verschiebbarem Bett ausgestattet wird, eine
Einrichtung die das heute so umständliche Lüften zur
alltäglichen Gewohnheit machte, wie das Zähneputzen.
Der dunkle Korridor mit den vielen raumbeengen-
den Eis-, Kleider-, Wäsche- und Besenschränken und
mit den vielen staubfangenden und notorisch niemals
gründlich zu reinigenden Ecken und Flächen unter und
auf den Schränken ist das weitere Übel der heutigen
Bürgerwohnung. Der eingebaute Schrank schafft
hier Abhilfe; seine größere Kostspieligkeit fällt in An-
betracht seiner unzähligen praktischen Vorteile, — ab-
gesehen von der dekorativen Wirkung in der Unter-
brechung der Wandfläche, z. B. als Bücher- oder Gläser-
schrank, — nicht in die Wagschale. Ein solcher Schrank
läßt sich mit abwaschbarem Material auskleiden • als
Behälter für gebrauchte Wäsche ist er so einzurichten, daß
er von oben gefüllt, von unten entleert werden kann.
Daß der Küche und der bisher so stiefmütterlich
behandelten Speisekammer von Seiten der Bauherrn
eine verständigere Ausstattung und vor allem größere
Raumausmaße zuerteilt werden, sollte durch nach-
drückliche Forderungen der Hausfrau allmählich er-
zwungen werden. Wasserdichter Fußbodenbelag aus
irgend einem der guten neueren Materialien, Majolika
oder Fliesenbelag auf der Wandfläche und wasserfeste
Anstriche, und vor allem entsprechende Lichtzufuhr uud
Ventilation sind hier unerläßlich, um einen tadellosen
Zustand der Speisen zu gewährleisten. Ein gelegentlich
eines amerikanischen Wettbewerbes errichtetes Modell-
Musterhaus war mit wasserdichten Wänden und ein
wenig geneigten, mit Ablauf versehenen Fußböden ein-
gerichtet, sodaß nötigenfalls die Räume mit dem Hy-
dranten gereinigt werden können. Für Küche und
Speisekammer hat die Idee jedenfalls etwas bezauberndes!
Es wird heute viel gegen das mangelnde Empfinden
für Qualität der Materialien geschrieben-, zum Mindesten
ebenso nötig ist die Erweckung des Sinnes der deutschen
Hausfrau für die Qualität der Atmosphäre der
Wohnung. »Wholesome and sweet« muß diese sein,
und der Amerikaner, der in Annoncen die Güte eß-
barer Produkte dadurch darstellt, daß er die Fabrik
einer »hellen sauberen Küche mit Sonnenschein in
allen Ecken« vergleicht, weiß die überzeugende Wir-
kung einer solchen konkreten Vorstellung auf die
Sinne richtig einzuschätzen. —
Es steht zu hoffen, daß die im nächsten Jahre in
Dresden stattfindende internationale Hygiene-Ausstellung
besonders von deutscher Seite ästhetisch und praktisch
einwandfrei gelöste, für den Mittelstand verwertbare Vor-
bilder uns bringen wird. — lang-danoli.
£
Umkleiden ist eine himmlische Erleichterung. wie jeder
Wechsel, es erfrischt den Körper und gibt ihm einen neuen
Standpunkt. Umkleiden ist eine bestimmte Verneinung des
Willens der inneren Trägheit. — Kuno Graf Hardenberg.
INNEN-DEKORATION
ARCH. RUNGE & SCOTLAND—BREMEN. ACHTECKIGE VORHALLE. BRUNNEN AUSGEF. VON FR. WACHSMUTH—BREMEN.
werden. Das ist der Segen der eine Zeitlang so ver-
lästerten billigen Surrogate im Lichte der Hygiene. —
Eine Utopie wird es wohl noch vorläufig bleiben,
daß jedes Schlafzimmer mit breiter Fenstertüre,
wenn auch schmaler, Veranda und auf Kugellager-
Rollen leicht verschiebbarem Bett ausgestattet wird, eine
Einrichtung die das heute so umständliche Lüften zur
alltäglichen Gewohnheit machte, wie das Zähneputzen.
Der dunkle Korridor mit den vielen raumbeengen-
den Eis-, Kleider-, Wäsche- und Besenschränken und
mit den vielen staubfangenden und notorisch niemals
gründlich zu reinigenden Ecken und Flächen unter und
auf den Schränken ist das weitere Übel der heutigen
Bürgerwohnung. Der eingebaute Schrank schafft
hier Abhilfe; seine größere Kostspieligkeit fällt in An-
betracht seiner unzähligen praktischen Vorteile, — ab-
gesehen von der dekorativen Wirkung in der Unter-
brechung der Wandfläche, z. B. als Bücher- oder Gläser-
schrank, — nicht in die Wagschale. Ein solcher Schrank
läßt sich mit abwaschbarem Material auskleiden • als
Behälter für gebrauchte Wäsche ist er so einzurichten, daß
er von oben gefüllt, von unten entleert werden kann.
Daß der Küche und der bisher so stiefmütterlich
behandelten Speisekammer von Seiten der Bauherrn
eine verständigere Ausstattung und vor allem größere
Raumausmaße zuerteilt werden, sollte durch nach-
drückliche Forderungen der Hausfrau allmählich er-
zwungen werden. Wasserdichter Fußbodenbelag aus
irgend einem der guten neueren Materialien, Majolika
oder Fliesenbelag auf der Wandfläche und wasserfeste
Anstriche, und vor allem entsprechende Lichtzufuhr uud
Ventilation sind hier unerläßlich, um einen tadellosen
Zustand der Speisen zu gewährleisten. Ein gelegentlich
eines amerikanischen Wettbewerbes errichtetes Modell-
Musterhaus war mit wasserdichten Wänden und ein
wenig geneigten, mit Ablauf versehenen Fußböden ein-
gerichtet, sodaß nötigenfalls die Räume mit dem Hy-
dranten gereinigt werden können. Für Küche und
Speisekammer hat die Idee jedenfalls etwas bezauberndes!
Es wird heute viel gegen das mangelnde Empfinden
für Qualität der Materialien geschrieben-, zum Mindesten
ebenso nötig ist die Erweckung des Sinnes der deutschen
Hausfrau für die Qualität der Atmosphäre der
Wohnung. »Wholesome and sweet« muß diese sein,
und der Amerikaner, der in Annoncen die Güte eß-
barer Produkte dadurch darstellt, daß er die Fabrik
einer »hellen sauberen Küche mit Sonnenschein in
allen Ecken« vergleicht, weiß die überzeugende Wir-
kung einer solchen konkreten Vorstellung auf die
Sinne richtig einzuschätzen. —
Es steht zu hoffen, daß die im nächsten Jahre in
Dresden stattfindende internationale Hygiene-Ausstellung
besonders von deutscher Seite ästhetisch und praktisch
einwandfrei gelöste, für den Mittelstand verwertbare Vor-
bilder uns bringen wird. — lang-danoli.
£
Umkleiden ist eine himmlische Erleichterung. wie jeder
Wechsel, es erfrischt den Körper und gibt ihm einen neuen
Standpunkt. Umkleiden ist eine bestimmte Verneinung des
Willens der inneren Trägheit. — Kuno Graf Hardenberg.