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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 14.1900

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Obermayer, Albert von: Ueber die lichten Säume um die Bilder dunkler Gegenstände auf hellem Hintergrunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.37611#0156

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144 Lichte Säume um die Bilder dunkler Gegenstände.
Anwesenheit kleiner Wolken, untergehenden Sonne, in welche
eine Telegraphenstange fiel, längs dieser letzteren aus-
gesprochene lichte Säume erhalten, die sich sehr deutlich vom
lichten Hintergründe abhoben, übrigens auch längs der
Contour des Bergrückens verfolgt werden konnten. Diese
letztere Erscheinung veranlasste mich, derselben weitere Auf-
merksamkeit zu schenken.
Zunächst drängte sich die Frage auf, ob diese hellen
Säume durch die Entwicklung entstehen, wie mehrfach an-
genommen wird, oder ob dieselben einer anderen Ursache
entspringen.
Ich machte zur Orientirung hierüber in Wien mehrere
Aufnahmen von Personen und geschwärzten Ringsystemen
gegen den von der Sonne beleuchteten Nebel, welcher in
den Morgenstunden der Oktobertage sehr gewöhnlich ist.
Die lichten Säume traten an der Aussen- und Innenseite der
schmalen Ringe auf und schienen zwischen den Ringen, deren
Abstand klein war, eine merkliche Aufhellung herbeizuführen.
Die Contouren der Ringe erschienen im Positiv merklich
dunkler als die mittleren Theile.
Gleichzeitig begann ich mich mit den lichten Säumen zu
beschäftigen, welche um den Schatten des Kopfes, insbesondere
bei niedrigem Stande der Sonne auf bethautem oder nicht
bethautem Grase, auf geackerter Erde, auf Stoppeln u. s. w.
wahrgenommen, beschrieben und mitunter als Heiligen-
scheine bezeichnet werden. Jeder Beobachter soll hiernach
nur seinen eigenen Schein sehen, und die Rauhigkeit der
Unterlage wäre wesentlich.
Für diese Erscheinung ist von Winterfeld (Gilbert,
„Annalen der Physik“ 1804, Bd. XVIII, S. 57) eine hierauf
bezügliche Erklärung gegeben worden, welche von E. Lommel
(,, Poggendorf’s Annalen, Jubelband“ 1874, S. 10) im
Allgemeinen angenommen, aber dahin ergänzt wurde, dass
zwischen den Erscheinungen, die auf trockenem Grase und
jenen, die auf bethautem Grase entstehen, zu unterscheiden ist.
In letzterem Falle erzeugt jeder Thautropfen ein Sonnen-
bildchen auf der Oberfläche des Grashalmes, welches von
dieser reflectirt wird und das Licht durch den Tropfen wieder
zurücksendet. Befindet sich das Auge in einer Richtung, in
welcher der Tropfen ein Bild der Pupille geben kann, welches
auf das Sonnenbild fällt, so erhält das Auge von jedem
Punkte des Tropfens Licht und sieht daher diesen als Ganzes
hell ^erleuchtet, und nicht das Sonnenbildchen. Nach einer
seitlichen Verschiebung des Auges deckt das Pupillenbild
nicht mehr das Sonnenbildchen, und es scheint nur ein Theil
 
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