Plastisches.
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Plastisches.
Von L. Schrank in Wien.
Die Entwicklung der Technik schreitet nicht in einer
geraden Linie fort, einzelne Disciplinen bleiben zurück, weil
die Vorbedingungen für sie mangelhaft sind. Später, wenn die
Hilfsmittel sich reichlicher entfalten, wird das alte Verfahren
wieder aufgenommen und auf eine höhere Stufe gebracht.
Der Naturfarbeudruck, der schon sehr früh von Ducos
duHauron geübt wurde, fand seine praktische Verwerthung
doch erst viel später, als der Orthochromatismus ausgebildet
war, und als E. Ulrich in Charlottenburg den Beweis der
Durchführbarkeit erbrachte. Aehnlich ergeht es bei dem Ver-
suche, mittels der Photographie plastische Modelle herzustellen.
Bekanntlich hatte Villeme in Paris den Anstoss dazu
gegeben, es hatten sich auch nach ihm die Theilnehmer seines
Patentes noch einige Zeit mit der Photosculptur beschäftigt,
z. B. baute der Buchhändler Münster in Venedig ein grosses
Etablissement, doch die Einrichtung war zu complicirt, und
das Unternehmen löste sich nach einigen Jahren mit grossen
Verlusten auf.
Alles, was aus dieser Epoche auf uns kam, waren einige
hübsche Statuetten, bei denen es unsicher blieb, welchen
Antheil die hilfreiche Hand des Bildhauers an denselben ge-
nommen hatte.
Die nächsten Hoffnungen beruhten auf der Quellbarkeit
der Gelatine. Mancher dürfte sich erinnern, dass schon in
den 60 er Jahren in den Fachblättern Stempel mit vertieften
Portraits, welche Abdrücke in Siegellack zuliessen, offerirt
wurden. Auf nicht photographischem Wege wurden poly-
chrome plastische Reliefs aus gefärbtem Wachs schon seit
Anfang des Jahrhunderts hergestellt, gewissermassen als Fort-
setzung der damals sehr beliebten Silhouetten. Diese Bas-
reliefs waren durch Uhrgläser mit einem Durchmesser von
10 bis 12 cm geschützt und mit einem Seidenbande ringsum
verklebt. Weil die Farben indessen keine Abwechslung in
tiefere oder höhere Nuancen zuliessen, so blieb diese Kunst
immer mangelhaft.
Auf dieses Vorbild griffen dann die Reliefphotographen
zurück, nachdem inzwischen die Quellbarkeit der Gelatine
von Woodbury und später durch Professor Husnik in der
sogenannten Leimtypie ausgenutzt worden war.
Die moderne Reliefphotographie ist allerdings mehr pikant
als künstlerisch, und wenn sie gut ausgeführt wird, glaubt
man, eine stereoskopische Wirkung vor sich zu haben. Die
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Plastisches.
Von L. Schrank in Wien.
Die Entwicklung der Technik schreitet nicht in einer
geraden Linie fort, einzelne Disciplinen bleiben zurück, weil
die Vorbedingungen für sie mangelhaft sind. Später, wenn die
Hilfsmittel sich reichlicher entfalten, wird das alte Verfahren
wieder aufgenommen und auf eine höhere Stufe gebracht.
Der Naturfarbeudruck, der schon sehr früh von Ducos
duHauron geübt wurde, fand seine praktische Verwerthung
doch erst viel später, als der Orthochromatismus ausgebildet
war, und als E. Ulrich in Charlottenburg den Beweis der
Durchführbarkeit erbrachte. Aehnlich ergeht es bei dem Ver-
suche, mittels der Photographie plastische Modelle herzustellen.
Bekanntlich hatte Villeme in Paris den Anstoss dazu
gegeben, es hatten sich auch nach ihm die Theilnehmer seines
Patentes noch einige Zeit mit der Photosculptur beschäftigt,
z. B. baute der Buchhändler Münster in Venedig ein grosses
Etablissement, doch die Einrichtung war zu complicirt, und
das Unternehmen löste sich nach einigen Jahren mit grossen
Verlusten auf.
Alles, was aus dieser Epoche auf uns kam, waren einige
hübsche Statuetten, bei denen es unsicher blieb, welchen
Antheil die hilfreiche Hand des Bildhauers an denselben ge-
nommen hatte.
Die nächsten Hoffnungen beruhten auf der Quellbarkeit
der Gelatine. Mancher dürfte sich erinnern, dass schon in
den 60 er Jahren in den Fachblättern Stempel mit vertieften
Portraits, welche Abdrücke in Siegellack zuliessen, offerirt
wurden. Auf nicht photographischem Wege wurden poly-
chrome plastische Reliefs aus gefärbtem Wachs schon seit
Anfang des Jahrhunderts hergestellt, gewissermassen als Fort-
setzung der damals sehr beliebten Silhouetten. Diese Bas-
reliefs waren durch Uhrgläser mit einem Durchmesser von
10 bis 12 cm geschützt und mit einem Seidenbande ringsum
verklebt. Weil die Farben indessen keine Abwechslung in
tiefere oder höhere Nuancen zuliessen, so blieb diese Kunst
immer mangelhaft.
Auf dieses Vorbild griffen dann die Reliefphotographen
zurück, nachdem inzwischen die Quellbarkeit der Gelatine
von Woodbury und später durch Professor Husnik in der
sogenannten Leimtypie ausgenutzt worden war.
Die moderne Reliefphotographie ist allerdings mehr pikant
als künstlerisch, und wenn sie gut ausgeführt wird, glaubt
man, eine stereoskopische Wirkung vor sich zu haben. Die