Phototropie.
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pinsels, der am besten in einer Federpose befestigt wird,
Wasser oder den unverdünnten Entwickler oder Alkalilösung,
die vortlieilhaft mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt
ist, je wie es der Einzelfall erfordert, aufzubringen. Man
kann auch den ganzen Entwickler mittels eines Pinsels auf-
tragen; dazu muss man das zuerst in Wasser gehörig an-
geweichte Papier mit der Film nach oben auf eine reine
Glasplatte legen, welche um 8 bis io cm grösser als das
Papier ist. Das Glas stellt man am besten unter einen
Neigungswinkel von 35 bis 45 Proc. derart auf, dass der
untere Rand über eine Schale vorspringt. Zum Aufbringen
des Entwicklers auf die ganze Bildfläche benutzt man einen
ziemlich grossen flachen Pinsel, der dann auch zum localen
Aufbringen von Wasser u. s. w. benutzt wird, während ein
runder Pinsel zur Hand sein muss, wenn man kleinere Theile
der Oberfläche behandeln will. Wenn der Photograph auf
diese Weise vorgeht, kann er über den Charakter der ent-
stehenden Vergrösserung in ganz erheblichem Umfange eine
Controle ausüben.
Phototropie.
Von Heinrich Biltz in Kiel.
Unter dem Namen „Phototropie“ ist von W. Marck-
wald1) die eigenthümliehe Erscheinung beschrieben worden,
dass einige organische Substanzen beim Belichten ihre Farbe
ändern und im Dunkeln oder schneller beim Erwärmen auf
etwa 80 Grad, ihre ursprüngliche Farbe wiedererhalten.
Charakteristisch ist, dass diese Eigenschaft mit dem Krystall-
zustande zusammenhängt. Die Lösung der Körper ist licht-
beständig; in den Krystallen geht die Farbänderung nicht in
allen Richtungen gleichmässig vor sich, sondern sie erstrekt
sich nur auf eine Richtung; die durch Belichtung in ihrer
Farbe geänderten Krystalle sind also pleochroitisch. Marck-
wald beobachtete die Erscheinung am wasserfreien Chino-
chinolinhydrochlorid und an dem von Zincke zuerst dar-
gestellten ß-Tetrachlor-a-Ketonaphthalin; ersteres stellt ein
gelbes Krystallpulver dar, das unter dem Einflüsse des Lichtes
intensiv grün wird; letzteres krystallisirt in grossen, farblosen
Krystallen, die, dem Lichte ausgesetzt, sich rothviolett färben.
1) W.Marckwald, „Zeitschr. physik. Chem.“ 30, 140, 1899.
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pinsels, der am besten in einer Federpose befestigt wird,
Wasser oder den unverdünnten Entwickler oder Alkalilösung,
die vortlieilhaft mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt
ist, je wie es der Einzelfall erfordert, aufzubringen. Man
kann auch den ganzen Entwickler mittels eines Pinsels auf-
tragen; dazu muss man das zuerst in Wasser gehörig an-
geweichte Papier mit der Film nach oben auf eine reine
Glasplatte legen, welche um 8 bis io cm grösser als das
Papier ist. Das Glas stellt man am besten unter einen
Neigungswinkel von 35 bis 45 Proc. derart auf, dass der
untere Rand über eine Schale vorspringt. Zum Aufbringen
des Entwicklers auf die ganze Bildfläche benutzt man einen
ziemlich grossen flachen Pinsel, der dann auch zum localen
Aufbringen von Wasser u. s. w. benutzt wird, während ein
runder Pinsel zur Hand sein muss, wenn man kleinere Theile
der Oberfläche behandeln will. Wenn der Photograph auf
diese Weise vorgeht, kann er über den Charakter der ent-
stehenden Vergrösserung in ganz erheblichem Umfange eine
Controle ausüben.
Phototropie.
Von Heinrich Biltz in Kiel.
Unter dem Namen „Phototropie“ ist von W. Marck-
wald1) die eigenthümliehe Erscheinung beschrieben worden,
dass einige organische Substanzen beim Belichten ihre Farbe
ändern und im Dunkeln oder schneller beim Erwärmen auf
etwa 80 Grad, ihre ursprüngliche Farbe wiedererhalten.
Charakteristisch ist, dass diese Eigenschaft mit dem Krystall-
zustande zusammenhängt. Die Lösung der Körper ist licht-
beständig; in den Krystallen geht die Farbänderung nicht in
allen Richtungen gleichmässig vor sich, sondern sie erstrekt
sich nur auf eine Richtung; die durch Belichtung in ihrer
Farbe geänderten Krystalle sind also pleochroitisch. Marck-
wald beobachtete die Erscheinung am wasserfreien Chino-
chinolinhydrochlorid und an dem von Zincke zuerst dar-
gestellten ß-Tetrachlor-a-Ketonaphthalin; ersteres stellt ein
gelbes Krystallpulver dar, das unter dem Einflüsse des Lichtes
intensiv grün wird; letzteres krystallisirt in grossen, farblosen
Krystallen, die, dem Lichte ausgesetzt, sich rothviolett färben.
1) W.Marckwald, „Zeitschr. physik. Chem.“ 30, 140, 1899.