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Phototropie.
Die Geschwindigkeit der Farbänderung hängt von der In-
tensität des Lichtes ab; directes Sonnenlicht wirkt schon in
weniger als einer Minute merklich färbend. Von Einfluss ist
ferner die Wellenlänge des Lichtes insofern, als Licht von
geringer Wellenlänge wirksamer ist als solches von höherer
Wellenlänge; rothes Licht wirkt nicht, violettes dagegen stark.
Röntgenstrahlen scheinen wirkungslos zu sein; Kathoden-
strahlen sind noch nicht geprüft worden.
Dieselbe Erscheinung ist vor einiger Zeit von mirx) ge-
legentlich der Untersuchung einiger Aldehydphenylhydrazone
beobachtet worden; doch wurde von einer eingehenden Unter-
suchung der rein physikalischen Erscheinung Abstand genom-
men. Es zeigte sich, dass sich das eine bisher bekannte Kuminil-
osazon, die beiden Anisilosazone und die beiden Piperilosazone
— alles schwach gelbliche Substanzen — im Lichte schnell roth
oder orange färben und im Dunkeln langsam wieder entfärben;
schnell geht die Entfärbung entsprechend der Marckwald-
schen Beobachtung beim Erhitzen auf etwa 80 Grad vor sich.
Auch wenn die Belichtung wochenlang gedauert hat, ver-
schwindet die Farbe im Dunkeln wieder. Dieselbe Er-
scheinung zeigte das Benzaldehydphenylhydrazon, dessen Licht-
empfindlichkeit schon vom Entdecker E. Fischer-) angegeben
ist; bei der letztgenannten Substanz konnte Prof. Deecke1 2 3)
in Greifswald nachweisen, dass sie nach der Belichtung
pleochroitiscli ist, so dass an der Identität der Erscheinung
meiner und der M arck wald’schen Beobachtungen nicht zu
zweifeln ist. Die beiden Benzilosazone, die beiden Salicyl-
osazone und das Vanillilosazon verändern ihre Farbe im Lichte
nicht. Vielleicht gelingt es bei weiterer Untersuchung der
Osazone noch neue lichtempfindliche Körper aufzufinden, so
dass bei reichem Materiale von verschiedenen Körpern einer
Classe aus der Constitution Schlüsse auf einen etwaigen Zu-
sammenhang von chemischer Zusammensetzung und Farb-
wechsel zu machen wären. In diesem Sinne soll bei der
ferneren Untersuchung von Osazonen, die von mir bereits
in Angriff genommen ist, geprüft werden, während Herr Dr.
W. Marckwald die physikalische Seite der Erscheinung
untersuchen wird.
Im Anschlüsse an diese Arbeiten lag es nahe, zu prüfen,
ob die durch Erwärmung bewirkte F'arbänderung, die einige,
1) H. Biltz, „Lieb. Annalen" 305, 170, Anmerk.. 1899: H. Biltz und
A. Wienands, „Lieb. Annalen“ 308, 1, 1899: H. Biltz. ..Zeitschr. physik.
Chem.“ 30. 527, 1899.
2) E. Fischer, „Lieb. Annalen“ 190. 135, 1877.
3) H. Biltz. „Lieb. Annalen“ 305. 170, Anmerk.. 1899.
Phototropie.
Die Geschwindigkeit der Farbänderung hängt von der In-
tensität des Lichtes ab; directes Sonnenlicht wirkt schon in
weniger als einer Minute merklich färbend. Von Einfluss ist
ferner die Wellenlänge des Lichtes insofern, als Licht von
geringer Wellenlänge wirksamer ist als solches von höherer
Wellenlänge; rothes Licht wirkt nicht, violettes dagegen stark.
Röntgenstrahlen scheinen wirkungslos zu sein; Kathoden-
strahlen sind noch nicht geprüft worden.
Dieselbe Erscheinung ist vor einiger Zeit von mirx) ge-
legentlich der Untersuchung einiger Aldehydphenylhydrazone
beobachtet worden; doch wurde von einer eingehenden Unter-
suchung der rein physikalischen Erscheinung Abstand genom-
men. Es zeigte sich, dass sich das eine bisher bekannte Kuminil-
osazon, die beiden Anisilosazone und die beiden Piperilosazone
— alles schwach gelbliche Substanzen — im Lichte schnell roth
oder orange färben und im Dunkeln langsam wieder entfärben;
schnell geht die Entfärbung entsprechend der Marckwald-
schen Beobachtung beim Erhitzen auf etwa 80 Grad vor sich.
Auch wenn die Belichtung wochenlang gedauert hat, ver-
schwindet die Farbe im Dunkeln wieder. Dieselbe Er-
scheinung zeigte das Benzaldehydphenylhydrazon, dessen Licht-
empfindlichkeit schon vom Entdecker E. Fischer-) angegeben
ist; bei der letztgenannten Substanz konnte Prof. Deecke1 2 3)
in Greifswald nachweisen, dass sie nach der Belichtung
pleochroitiscli ist, so dass an der Identität der Erscheinung
meiner und der M arck wald’schen Beobachtungen nicht zu
zweifeln ist. Die beiden Benzilosazone, die beiden Salicyl-
osazone und das Vanillilosazon verändern ihre Farbe im Lichte
nicht. Vielleicht gelingt es bei weiterer Untersuchung der
Osazone noch neue lichtempfindliche Körper aufzufinden, so
dass bei reichem Materiale von verschiedenen Körpern einer
Classe aus der Constitution Schlüsse auf einen etwaigen Zu-
sammenhang von chemischer Zusammensetzung und Farb-
wechsel zu machen wären. In diesem Sinne soll bei der
ferneren Untersuchung von Osazonen, die von mir bereits
in Angriff genommen ist, geprüft werden, während Herr Dr.
W. Marckwald die physikalische Seite der Erscheinung
untersuchen wird.
Im Anschlüsse an diese Arbeiten lag es nahe, zu prüfen,
ob die durch Erwärmung bewirkte F'arbänderung, die einige,
1) H. Biltz, „Lieb. Annalen" 305, 170, Anmerk.. 1899: H. Biltz und
A. Wienands, „Lieb. Annalen“ 308, 1, 1899: H. Biltz. ..Zeitschr. physik.
Chem.“ 30. 527, 1899.
2) E. Fischer, „Lieb. Annalen“ 190. 135, 1877.
3) H. Biltz. „Lieb. Annalen“ 305. 170, Anmerk.. 1899.