Neue Untersuchungen über Lippmann’s Farbenverfahren.
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nur sehr allmählich kommen — sich doch täglich neue Aus-
blicke eröffnen; dass ferner, scheinbar als nebensächlich, aber
darum nicht minder interessant, allerwärts neue Erscheinungen
auftauchen, welche genaues Studium erfordern.
Bedauerlich bleibt, dass man die vielfach noch ungelösten
Fragen, welche sich auf Erzeugung des photographischen
Bildes beziehen, bisher so wenig an den feinstkörnigen Emul-
sionen studirte, wie sie zur Herstellung der Lippmann’schen
Farbenbilder nothwendig sind. Bei Emulsionen dieser Art
begegnen uns alltäglich Dinge, wie wir sie bei gereiften,
grobkörnigen Emulsionen kaum kennen. Um nur eins zu
erwähnen, worauf wir schon früher (,, Photogr. Rundschau“
1894, Heft 10, S. 297) hinwiesen: Belässt man das fertig ent-
wickelte Lippmann’sche Emulsionsbild einige Zeit im Fixir-
bade, so wird der Silberniederschlag vom Fixirnatron schnell
aufgelöst. Das gewöhnliche Negativ auf hochempfindlicher
Trockenplatte kann man ungestraft tagelang im Fixirnatron
liegen lassen. Nicht minder auffallend ist, dass man die
Lippmann’sche Gelatine-Emulsionsplatte sofort nach der
Belichtung entwickeln muss. Durch eine Reihe von Control-
versuchen stellten wir fest, dass eine Platte schon wesentlich
mangelhaftere Farben ergibt, wenn man sie 2 Stunden nach
der Herausnahme aus der Ouecksilbercassette hervorruft. Wie
ist diese schnelle Verschlechterung des latenten Bildes, welche
man bei grobkörnigen Emulsionen nicht kennt, zu erklären?
Wie ist ferner die Abschwächung des latenten Bildes zu er-
klären, wenn man die Platte unmittelbar vor dem Hervor-
rufen in Wasser ein weicht?
Auch beim Sensibilisiren der feinstkörnigen Emulsions-
platten mit Farbstoffen macht man seltsame Erfahrungen.
Die in Farbstofflösungen gebadeten Platten weichen in Bezug
auf orthochromatische Wirkung wesentlich von den in der
Emulsion gefärbten ab. Es ist jedenfalls ein schwerwiegender
Fehler, dass Untersuchungen über die sensibilisirende Wirkung
von Farbstoffen beinahe ausschliesslich mit Badeplatten an-
gestellt werden. Wir fanden die bei Badeplatten gewonnenen
Ergebnisse bei den in der Emulsion gefärbten Lippmann-
Platten mehrfach nicht bestätigt.
Die letztjährigen Untersuchungen des Verfassers richteten
sich wieder zum Theil darauf, Eiweissplatten für Mischfarben-
aufnahmen brauchbar zu machen. Schon früher1) hatten wir
festgestellt, dass vorsichtige Abschwächung des fertig ent-
1) Dr. R. Neuhauss, „Die Farbenphotographie nach Lippmann’s
Verfahren“. Halle a. S. 1898. Verlag von Wilhelm Knapp. Preis ßMk.
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nur sehr allmählich kommen — sich doch täglich neue Aus-
blicke eröffnen; dass ferner, scheinbar als nebensächlich, aber
darum nicht minder interessant, allerwärts neue Erscheinungen
auftauchen, welche genaues Studium erfordern.
Bedauerlich bleibt, dass man die vielfach noch ungelösten
Fragen, welche sich auf Erzeugung des photographischen
Bildes beziehen, bisher so wenig an den feinstkörnigen Emul-
sionen studirte, wie sie zur Herstellung der Lippmann’schen
Farbenbilder nothwendig sind. Bei Emulsionen dieser Art
begegnen uns alltäglich Dinge, wie wir sie bei gereiften,
grobkörnigen Emulsionen kaum kennen. Um nur eins zu
erwähnen, worauf wir schon früher (,, Photogr. Rundschau“
1894, Heft 10, S. 297) hinwiesen: Belässt man das fertig ent-
wickelte Lippmann’sche Emulsionsbild einige Zeit im Fixir-
bade, so wird der Silberniederschlag vom Fixirnatron schnell
aufgelöst. Das gewöhnliche Negativ auf hochempfindlicher
Trockenplatte kann man ungestraft tagelang im Fixirnatron
liegen lassen. Nicht minder auffallend ist, dass man die
Lippmann’sche Gelatine-Emulsionsplatte sofort nach der
Belichtung entwickeln muss. Durch eine Reihe von Control-
versuchen stellten wir fest, dass eine Platte schon wesentlich
mangelhaftere Farben ergibt, wenn man sie 2 Stunden nach
der Herausnahme aus der Ouecksilbercassette hervorruft. Wie
ist diese schnelle Verschlechterung des latenten Bildes, welche
man bei grobkörnigen Emulsionen nicht kennt, zu erklären?
Wie ist ferner die Abschwächung des latenten Bildes zu er-
klären, wenn man die Platte unmittelbar vor dem Hervor-
rufen in Wasser ein weicht?
Auch beim Sensibilisiren der feinstkörnigen Emulsions-
platten mit Farbstoffen macht man seltsame Erfahrungen.
Die in Farbstofflösungen gebadeten Platten weichen in Bezug
auf orthochromatische Wirkung wesentlich von den in der
Emulsion gefärbten ab. Es ist jedenfalls ein schwerwiegender
Fehler, dass Untersuchungen über die sensibilisirende Wirkung
von Farbstoffen beinahe ausschliesslich mit Badeplatten an-
gestellt werden. Wir fanden die bei Badeplatten gewonnenen
Ergebnisse bei den in der Emulsion gefärbten Lippmann-
Platten mehrfach nicht bestätigt.
Die letztjährigen Untersuchungen des Verfassers richteten
sich wieder zum Theil darauf, Eiweissplatten für Mischfarben-
aufnahmen brauchbar zu machen. Schon früher1) hatten wir
festgestellt, dass vorsichtige Abschwächung des fertig ent-
1) Dr. R. Neuhauss, „Die Farbenphotographie nach Lippmann’s
Verfahren“. Halle a. S. 1898. Verlag von Wilhelm Knapp. Preis ßMk.
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