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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 24.1910

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Liesegang, Franz Paul: Die Anfänge der Bewegungsphotographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.44942#0026

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14 Die Anfänge der Bemegungsphotographie.
Die Anfänge der Bewegungsphotographie.
Von Paul Hiesegang in Düsseldorf.
Als im Jahre 1832 das Hebensrad an zwei Stellen fast
gleichzeitig erfunden wurde, ruhte die Kunst des Photographierens
noch im Dunkel; die Bilder, die man mit dem Instrument zeigte
und in Bewegung uerseßte, mußten gezeichnet werden. Professor
Stampfer in Wien, der eine der Erfinder, schaute zwar schon
weit Daraus; er empfand zunächst den Fllangel eines Verfahrens,
das die Bewegungen der flatur in ihren einzelnen ITlomenten
fixieren könne. Jn der Abhandlung über seine stroboskopischen
Scheiben (1833) führt er aus: „Bei den gleichförmigen Be-
wegungen und bei JTlaschinenbewegungen findet sich die richtige
Zeichnung ohne Schwierigkeit; selbst wenn eine solche Bewegung
im Perspektio erscheint — —, kann nach den Grundsätzen der
Projektionslehre die richtige Zeichnung erhalten werden. Größere
Schwierigkeiten hingegen treten bei den ungebundenen und
scheinbar regellosen Bewegungen ein, die einzelnen Bilder so
herzustellen, daß sic den eigentümlichen Charakter derselben
richtig darstellen; z. B. menschliche Handlungen, das Gehen und
Haufen non ITlenschen und Tieren, indem z. B. der Häuf einer
jeden Tiergattung etwas Eigentümliches hat, die Bewegung an
der Kleidung eines im Gange oder im Haufe begriffenen Frauen-
zimmers, an den Zweigen und Aesten der Bäume, durch einen
schwachen oder stärkeren Wind heroorgebracht, die Bewegungen
des Rauches, des fließenden Wassers und noch Diele andere.
Da sich solche Bewegungen in der flatur in ihren einzelnen
momenten nicht fixieren lassen, wodurch eigentlich die richtigen
Bilder erhalten werden könnten, so müßten leßtere nach sorg-
fältiger Beobachtung der llatur in die gehörige Anzahl gleicher
Zeitmomente eingeteilt und die Zeichnungen diesen JTlomcnfen
entsprechend entworfen werden. Es ist klar, daß sich auf diese
Weise nicht nur die ucrschicdenartigsten Bewegungen an ein-
zelnen Gegenständen, an ITlenschen und Tieren, sondern auch
ganze Werkstätten in aollem Gange, ja selbst länger dauernde
zusammengeseßte Handlungen, als theatralische Szenen und
dergl., der flatur gemäß darstellen lassen.“ — Ist das nicht
gewissermaßen eine Vorahnung des Kinematographentheaters?
Sechs Jahre später (es ist nun 70 Jahre her) wurde der Welt
die Erfindung der Photographie uerkündet. Jn ihren Anfängen
aber war diese Kunst noch so unbeholfen, daß man sich zu-
nächst darauf beschränken mußte, den bloßen Gedanken an
ihre Verwendung zur Herstellung stroboskopischer Bilder zu
fassen. Der erste, der diesen Gedanken niederlegte, vielleicht
überhaupt aussprach, war Plateau, der andere Erfinder des
 
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