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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 38.1922-1923

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Mayer, August Liebmann: Goya
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https://doi.org/10.11588/diglit.14165#0076

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GOYA

DER WINTER

GOYA

Der Aragonese Goya, der die größte Zeit
seines Lebens in der Hauptstadt Spaniens
verbrachte, ist auf französischem Boden ge-
storben. Darin liegt mehr als äußeres Schick-
sal. Die spanische Hofluft vertauschte Goya
mit der bürgerlichen Atmosphäre einer aus-
ländischen Provinzmetropole. Vom Süden war
er nach dem Norden gewandert, nach dem Land,
das ihm geistig von jeher viel Anregung ge-
geben hatte, und dessen Künstler später ge-
rade auf dem Werk des Spaniers weiterbauen
sollten. Man könnte darin aber auch noch
mehr erblicken: Ein Symbol für die Verbin-
dung nicht etwa französischen und spanischen
Geistes, sondern für die Vereinigung von Nor-

Wir entnehmen diesen Aufsatz dem eben erschienenen
prächtigen Bande: Goya von Aug. L. Mayer, Verlag F. Bruck-
mann, München, auf welches Werk wir noch eingehend zu-
rückkommen werden.

dischem und Südlichem in Goyas Kunst. Wenn
der alte Goya noch weiter nordwärts gezogen
wäre, so hätte er in dem Lande Rembrandts
sicherlich eine ihm wenigstens als Künstler
ebenso zusagende, neue Heimat gefunden.

Goya ist nicht nur der erste moderne Künst-
ler, der mit internationalen Interessen, mit Ver-
ständnis für das alle Völker Verbindende, für
das Neue und Gute aus irgendeinem Land
Kommende, einen nationalen Sinn, eine Rassig-
keit vereint, wie kein zweiter Spanier nach
ihm und wenig andere großen Meister anderer
Länder neben ihm — er ist bei all seinem aus-
geprägten Spaniertum der nordischste in seiner
künstlerischen Gesinnung unter allen südlichen
romanischen Meistern der letzten Jahrhunderte.

In der Kunst Spaniens haben sich seit den
Tagen des frühen Mittelalters viele nördliche
und südliche Elemente zu einem Ganzen von

Die Kunst für Alle. XXXV11I. Dezember 192a

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