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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 38.1922-1923

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Collin, Ernst: Randbemerkungen zum Suprematismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.14165#0234

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OTTO PIPPEL BADESTRAND

RANDBEMERKUNGEN ZUM SUPREMATISMUS

Auf der in Berlin veranstalteten russischen mende Spielerei und als absurd zu den Akten
Kunstausstellung sah man zum ersten Male legen, wenn nicht dieser, wie jeder neue Kunst-
Bilder, deren Urheber sich als Suprematisten wille, gebieterisch einmal grundsätzliche Stel-
bezeichneten. Was diese Künstler mit der von lungnahme verlangte. Es handelt sich zunächst
ihnen gewollten neuen Kunstrichtung, dem darum, ob in der Kunst das Ungewöhnliche,
Suprematismus, bezwecken, ist offenbar der aller Tradition Hohnsprechende überhaupt er-
Gipfelpunkt einer Malerei, die sich von dem laubt ist, und weiter um die Frage, ob ein Bild,
natürlichen Motiv soweit wie irgend möglich das nur aus ein paar Linien oder aus nichts als
entfernt. Einige der russischen Künstler gehen einer farbigen Fläche besteht, überhaupt ein Bild
darin sogar so weit, daß sie auf einem Bild zu nennen ist. Daß solche Fragen heute auf-
nichts weiter als ein paar Linien oder nur eine geworfen werden, beweist, wie wir ehrlich ein-
glatte farbige Fläche zeigen. In nachstehenden gestehen wollen, daß wir in Bezug auf unsere
Ausführungen soll diese neue Richtung die not- Anschauung von Gemaltem oder Gezeichnetem
wendige kritische Beleuchtung erfahren. liberaler geworden sind, daß wir daran nicht
Den Suprematismus, den uns neben anderen mehr allein den Maßstab des Natürlichen, d. h.
als neuesten, allerneuesten „Ismus" die erste möglichst Naturgetreuen legen. Andererseits
Berliner Kunstausstellung der Bolschewisten be- darf uns diese liberale Auffassung nicht hindern,
schert hat, könnte man als nicht ernst zu neh- jedem, das sich als neu bezeichnet, das alles

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