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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 38.1922-1923

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Bredt, Ernst Wilhelm: Briefe von Vincent van Gogh
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https://doi.org/10.11588/diglit.14165#0250

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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen

FERDINAND v. KOBELL PANNEAUX IM BADHAUS VON SCHWETZINGEN (ÖLGEMÄLDE)

Aus IV. Lessing; Wilhelm v. Kobell (Verlag F. Bruckmann A.-G., München)

BRIEFE VON VINCENT VAN GOGH*)

Neben den behutsam, fast zart und fein gefaßten
Erinnerungen von van Goghs Schwester Elisa-
betha Huberta du Quesne an ihren Bruder, geben
diese Briefe das ganze Temperament des etwa
35 jährigen Künstlers in unverhüllter, unverbesser-
ter Form. Sie sind nur aus drei Jahren, 1887—89,
und fast alle in Arles geschrieben, also in den
Jahren der leidenschaftlichsten Verfolgung seines
malerischen Willens — bis auf einen alle vor dem
Wahnsinns- Attentat van Goghs auf den Freund und
Kameraden Gauguin. — Aber wie viel liest sich
aus den etwa 100 Seiten des Buches, das unter
den Dokumenten großer Maler nie untergehen
wird. Den Inhaltsreichtum in wenigen Zeilen an-
zudeuten ist unmöglich. Welch eine Fülle von

*) Vincent van Gogh. Briefe an Emile Bernard und
Paul Gauguin. Mit 14 Reproduktionen. Gr. 8°. Basel 1921.
B. Schwabe & Co.

Meinungen, die jetzt im Mittelpunkt künstlerischer
Diskussion stehen: über die Ateliers als schlechte
Lernstätten, über das Ausbilden der Phantasie,
über die Gefahr der Abstraktionen und optisch-
illusionistischen Täuschungen, über die innere
Notwendigkeit, Dinge zu malen, die andere Kolle-
gen verflucht langweilig nennen, über die größere
Wichtigkeit der Intensität des Gedankens einer
Malerei, als der Pinselführung usw. Die Beschrei-
bungen einiger Bilder, die van Gogh eben voll-
endet, sind Meisterstücke ihrer Art und die far-
bentechnischen Belehrungen dieses Suchers bleiben
wertvolle Versuchungen für andere. Wie hart war
van Gogh oft über eigene Leistungen. „Alles ist
hart und wie gesagt häßlich und schlecht ge-
macht. Dennoch kann es, da wirkliche Schwierig-
keiten dabei angepackt wurden, den Weg in die
Zukunft ebnen." „Das Figürliche, welches ich
mache, ist fast immer schon für meine eigenen
Augen abscheulich, für die Augen der anderen

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