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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 42.1926-1927

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Werner, Bruno E.: Neuerwerbungen der Berliner Nationalgalerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.14162#0046

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rinth. Liebermann und Sievogt, deren Erwer-
bung bisher am Widersland des Kaisers ge-
sebeitert war. wurde eine große Anzabl Ge-
mälde erworben,so daß diese Künsller auch ihrer
Bedeutung gemäß zur Aufstellung kamen.
Die lebendige Stellung der Nationalgalerie im
Kunststreben der Gegenwart kann man am deut-
lichsten aus dem Erwerb einer größeren Reibe
jüngerer Künstler ersehen. Karl Hofer, Oscar
Moll. Wilhelm Lehmbruck, Heinrich Nauen,
August Macke, Lyonel Feininger, Paul Klee,
Emil Nolde. Ernst Ludwig Kirchner, Max Pech-
stein, Erich Heckel und Oscar Kokoschka und
andere zeigen die Wendung, die die Kunst mit
dem Beginn des 20. Jahrhunderts genommen
hat und den Anbruch einer neuen Epoche.
Bei einem t.berblick über diese N euerwerbungen
stellt man das Fehlen der außerdeutschen Kunst
fest. Geht man diesem merkwürdigen Umstand
nach, so erfährt man, daß der Landtag den An -
kauf jedes ausländischen Kunstwerks verbietet.
Dazu ist folgendes festzustellen: Man kann die

Kunst eines Landes schwerlich aus ihrem euro-
päischen Zusammenhang herauslösen, — es sei
denn unter ^ erzieht auf die Aufdeckung der
großen Stil-und Geistesgeschicklichkeiten-Ent-
wicklung. In Zeiten wirtschaftlicher Notlage
kann man wohl den Standpunkt vertreten, daß
die lebenden ausländischen Künstler im Augen-
blick zugunsten der Deutschen übergangen
werden müssen. Wenn aber der Landlag den
Ankauf jedes Ingres, Gericault, Delacroix, Ma-
tt et oder Cezanne ausdrücklich untersagt, so
erweckt solches \ erhalten höchstes Befremden
und ein Museum muß dadurch in seiner Be-
deutung herabgedrückt werden.
Denn noch immer ist der Gedanke nicht völlig
durchgedrungen, daß eine Staatsgalerie kein
Wohlfahrtsinstitut ist und daß es die vor-
nehmste Pflicht eines Nationalmuseums blei-
ben muß, unter hauptsächlicher Berücksichti-
gung der Malerei des eigenen Volkes niemand
anders zu dienen als dem großen Gedanken
der abendländischen Kunst. Bruno E. Werner

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