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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 42.1926-1927

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Kömstedt, Rudolf: Die Neueinrichtung des Museums für Völkerkunde in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.14162#0132

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SCHATTENSPIELFIGUR AL S SIAM

DIE NEUEINRICHTUNG DES MUSEUMS FÜR VOLKERKUNDE

IN MÜNCHEN

Durch die Umsiedelung in die Räume des alten
Nationalmuseums an der Maximilianstraße ist
dem Münchner Völkerkundemuseum endlich
die Lebensmöglichkeit gewährt worden, die es
nach dem Reichtum seiner Sammlungen und
dem Interesse, das sie in weitesten Kreisen fin-
den, beanspruchen kann. Die Neuaufstellung
ist eine der besten organisatorischen und mu-
seumstechnischen Leistungen, die München
aufzuweisen hat.

Noch im alten ganz unzulänglichen Heime am
Hofgarten, dessen Säle wohl nur für die Auf-
stellung von Freiplastik wirklich geeignet sind,
und außerdem in zwei Sonderausstellungen
hatte die Museumsleitung vorbereitende Ver-
suche gemacht, deren günstige (jetzt auch in
Berlin ausgenutzte) Erfahrungen dem neuen
Museum zugute kamen. Die strenge und be-
wußte Auswahl aus den reichen Beständen, die
klare Faßlichkeit der Objekte, die nur durch
sachliche Überlegungen und ein entschiedenes
Verständnis für Form- und Farbwerte erreicht
werden kann, sind im neuen Museum nunmehr
als Grundprinzipien anerkannt.

\ on den achtunddreißig Schausälen sind bisher
vierundzwanzig vollendet. Vier weitere Räume,
der Kultur Chinas und Koreas gewidmet, sollen
bis zum Ende des Jahres eröffnet werden. Die
noch übrigen zehn Räume werden das Mate-
rial aus Indien, den malaiischen Inseln und der
Südsee bringen.

Anders als bei den früheren, auf das einzelne
gerichteten Versuchen, galt es bei dieser weiten
Aufgabe ein umfassendes Programm zu haben.
Primitive Werke von schlagender, oft genug
überlauter Wirkung scheinen nur schwer neben
den Leistungen einer kulturgesättigten Mensch-
lichkeit Platz zu haben. Und mehr: Kunst-
werke, zumal alte, haben in unseren Augen
einen fast sakralen Wert gegenüber den qua-
litätsärmeren Dingen des Alltags, auf die ein
Völkerkundemuseum trotzdem nicht verzichten
darf. In kulturgeographischen Kreisen geord-
net, vom rein Ethnographischen bis zur hohen
Kunst aufsteigend, ist das gebotene Bild durch
einen fortwährenden Appell an den Intellekt des
Anschauenden ungemein befriedigend. Be-
stimmte Räume, wie der vom Hauptkonser-

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