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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 42.1926-1927

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Schürer, Oskar: Neue Werke von Karl Albiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.14162#0165

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KARL ALBIKER

PALLAS ATHENE

NEUE WERKE VON KARL ALRIKER

Die vornehme Zurückhaltung dieses Künstlers
verlangt Verzicht auf jede äußerliche Rubri-
zierung, verlangt Maßstäbe, die aus diesem
Schaffen selbst heraufwachsen. Seine jüngsten
Werke scheiden sich deutlich in vier unterein-
ander verschiedenen Gruppen: in die Bildnis-
büsten, in die Gestalten strotzenden Lebens, in
die Figuren herben Sehnens und in die Monu-
mente. Vier verschiedene Manifestationen also,
in die der hier treibende Wille auseinandertritt-.
Aber nicht Zufallsfügungen einer momentanen
seelischen oder artistischen Situation. "Wie sich
hier gesammeltes Erleben und Erfahren gültig
prägt, das läßt uns spüren: eine jede dieser Son-
derungen trägt ihre Geschichte in sich. Das
zwingt, zurückzublicken. Der Querschnitt spaltet
sich auf in Längsschnitte. Man erkennt, dies
SchafFen gliedert sich nicht in Perioden. Kein
mehr oder weniger abruptes Sich-Ablösen ver-
schiedener Seelenhaltungen, wie wir es heute so
oft beim schöpferischen Menschen finden, kein
sukzessives Heraustreten der inneren Wesens-
züge in Motiv und Methode. Nein, von dieser
klaren Ausprägung im heutigen SchafFen aus
sehen wir deutlich, wie diese Veräußerungen und
Gestaltungen von Wesenszügen von je neben-

einander hergingen, verbrüderte Ströme gleich-
sam, in denen sich das gemeinsame Werden
saftvoll begibt. Und wie die sich klärende Mitte
gleichsam zwischen den Gestalten wächst als der
Duft ihres Miteinanders und auch als die Span-
nung ihres Gegenübers.

Wir gleiten die lange Reihe der Albikerschen
Bildnisbüsten hinauf bis zu ihrer heutigen Er-
füllungin „Lo als Pierrot" und „Lis". Zärtlich-
klare Erfassung des Mit-Seins, Versenkung ins
„Andere", liebend sorgsame Hut verhaltenen
Ichs. Porträtbüsten führen hin: wärmstes Leben
in die selbstgenugsame Form gelockt, leiseste
Regung erspürt, in zartester Wellung dem Mo-
ment enthoben, eingebettet in die ruhige For-
derung des Raums. Im Bildnis verabsolutieren
sich momentane Züge zu köstlichen Fügungen
raumplastischen Erlebens —: die Hände der
„Lis" —, monumentalisieren sich innig-verhal-
tene Regungen zu herb-vornehmem Stil —:
„Lo als Pierrot". — Welt der Gestalten, nah
und vertraut.

Doch wo Individuation des Porträts solche Züge
warmer Lebendigkeit, verhaltener Herbe nicht
mehr eingrenzt, da regen sie sich zu dunkel-
keimendem Leben aufwärts. Da zuckt die Herb-

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