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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 42.1926-1927

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Eulenberg, Herbert: Theo Champion, ein Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.14162#0141

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THEO CHAMPION.

ROMANTISCHE LANDSCHAFT

THEO CHAMPION, EIN MALER

BETRACHTET VON HERBERT EULENBERG

„Was mich an der Kunst eines Malers wie
Manet anzieht oder an der Demigen, mein lieber
Paul!" schrieb Zola einmal an seinen Jugend-
freund Cezanne, „das ist die unbedingte Auf-
richtigkeit Eurer Kunst. Ihr malt, wie Ihr müßt.
Und nicht, wie es die grasfressende bilderkau-
fende Menge verlangt."

Diese Eigenschaft, „qualite" nennt sie der Fran-
zose von ■ vornherein mit günstigem Einschlag,
ist es, die mich an der Malerei von Theo Cham-
pion anzieht. Welch ein Glück! Er schwindelt
nicht, denke ich bei jedem Bild, das ich von
ihm sehe, vom ersten bis zum letzten. Man muß.
um diesen tüchtigen Maler ganz zu würdigen,
stets an die Umwelt denken, aus der er hervor-
wächst. An Düsseldorf, mit einem Wort. Denn
hier ist er geboren, hier auf die Akademie ge-
gangen und hier hat er, bis auf einen längeren
anregenden Besuch der Y\ eimarer Kunstschule,
die meiste Zeit seines Lebens verbracht.
W as malt Champion denn eigentlich? Nichts

anderes wie das, was er täglich um sich sieht.
Die Landschaft und Stadtgegend, in der er
haust. Das heißt Düsseldorf-Obercassel und
die ländlichen oder die durch die Fabriken ge-
kennzeichneten Striche rings um diese links-
rheinische Vorstadt von Düsseldorf. Und auch
das finde ich wiederum so echt und urspriing-
lich, daß er nicht nach den berüchtigten „Mo-
tiven'- der alten Landschafter durch die Schöp-
fung stelzt und die Erf t oder den Niederrhein
nach dankbaren BilderstofTen abklappert, wie
es noch der selige Andreas Achenbach tat, be-
vor man ihn auf die Seestücke festlegte. Die
tagtägliche Welt, die er um sich sieht, in all
ihrer Nüchternheit, Häßlichkeit und Schönheil,
ist Champions Feld. Und die trostlose Straße,
in der er wohnt, der leere winterliche Klein-
bürgergarten, zu dem er von seiner Werkstatt
hinabschaut, sind die lebendigen Seiten seines
Bilderbuchs. Er späht nicht lang herum, ob
sich der Vorwurf, den er malen will, auch lohnt.

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