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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 42.1926-1927

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Wolf, Georg Jacob: Zu den Signeten von Emil Preetorius
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https://doi.org/10.11588/diglit.14162#0151

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ZU DEN SIGNETEN VON EMIL PREETORIUS

Professor Emil Preetorius in München hat sich
vor mehr als anderthalb Jahrzehnten in der Öffent-
lichkeit durch seine Plakate bekannt gemacht,
die von diskreter, harmonischer Farbigkeit und
von origineller Silhouette waren, witzig und auf
eine besondere, ich möchte sagen rheinische Art
humoristisch in Erfindung und Idee. Preetorius
gehörte damals der Gruppe „Die 6" in ihrem
ursprünglichen Ensemble an, er betätigte sich
also als Gebrauchsgraphiker und ist dieser Aus-
drucksform seines Schaffens auch seither treu
geblieben, hat aber, wie bekannt, auch als Schöpfer
sehr delikater Zeichnungen, die keinerlei Zweck
verfolgen, sondern um ihrer selbst willen da sind,
als geistvoller Illustrator wertvoller Bücher der
Weltliteratur, als Urheber wirkungsvoller Buch-
umschläge und als Autor von Bühnen-Ent-
würfen Bedeutsames geleistet. Seine Mitarbeit
an der Zeitschrift „ Licht und Schattenhat
ihn dann ganz ins Schwarzweiß geführt, das er
u. a. in seinen schon vor ziemlich geraumer
Zeit entstandenen Illustrationen zum ..Tartarin
von Tarascon" Alphonse Daudets glänzend be-
herrschte, so daß man bei diesen Illustrationen
ohne die geringsten Bedenken der Farbe ent-
raten konnte.

Im Rahmen der Schwarzweiß-Gebrauchsgra-
phik, die Emil Preetorius geschaffen hat, steht

an ganz hervorragender Stelle sein Exlibris-Werk
und die diesen Exlibris verwandten Verleger-
Signete und Firmen-Marken. Zwei Merkmale
charakterisieren diese Arbeiten: ihre hohe Sach-
lichkeit im Thematischen und Formalen und
die damit zusammenhängende Prägnanz der Er-
scheinung, das nachhaltige, kaum mehr zu ver-
wischende Erinnerungsbild, das sie vermitteln.
Wenn man sich etwa vorstellt, mit welchem
„Stimmungszauber" man landesüblich die zeich-
nerische Nachbildung einer Buddha-Statue um-
gibt und wie Preetorius diese Gestalt auf ein
Mindestmaß von Linien reduziert, ohne dabei
ihrem wie aus Weltentiefen und Weltenfernen
herüberwinkenden Wesen etwas schuldig zu blei-
ben, wie er, ein mit groteskem Humor, mit Phan-
tasie in thematischer und formaler Hinsicht reich
begabter Künstler, sich diszipliniert, so hat man,
auf eine Kontrastwirkung gebracht, das Wesent-
liche dieser Erscheinungsform seines Schaffens.
Dazu mag man noch die Stimmungsschwingung
von dem markigen, herben, ganz monumental
geschlossenen Verlagszeichen für F. Bruckmann
A.-G. bis zu dem aufgelockerten, heiteren, wie
ein Bokokonachklang anmutenden Bucheigner-
zeichen Thomas Manns empfinden, und das
Bild des Exlibriskünstlers Emil Preetorius wird
sich schließen. Wolf

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