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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 42.1926-1927

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Ottmann, Franz: Neuere Werke von Anton Hanak
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https://doi.org/10.11588/diglit.14162#0379

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A. H A X A K.

KRIEGERDENKMAL AUF DEM WIENER ZENTRALFRIEDHOF

NEUERE WERKE VON ANTON HAN AK

Nach allen Seiten quellende Fülle und Lber-
fülle ist traditionelle Forderung der barocken
und so der österreichischen Plastik, die sich in
diesem Formwillen weiter entwickelte wie die
französische im Bereiche des Rokoko. Um-
schreitet man eine solche ringsum sich verströ-
mende Plastik, so kommt man immer zu einem
Punkte, von wo aus sie sich am deutlichsten aus-
spricht, ihr Innerstes kundgibt. BeiHanaksWer-
ken ist es meist eine Profilansicht: da spürt man
ein Vorwärtsstoßen, das passive Hingabe ist und
zugleich ungestümer Drang, andere mitzu-
reißen; ein Anspringen, ein blindes Hinein-
stürmen in eine„Aufgabe" (im doppelten Sinne),
in eine Gefahr und zugleich das Bedürfnis,
andere zu überzeugen, zu beflügeln. Darin ist

das Wesen dieses poetischen Bildhauers am
prägnantesten ausgedrückt: mächtige Lebens-
kraft mit slawischer Weichheit verbunden.
So in der Bronzestatue des Anatomen Professor
Zuckerkandl im Arkadenhof der Wiener Uni-
versität: der ganz in sein Thema versunkene
Gelehrte, der seine Erkenntnis in beredter,
anschaulicher, leidenschaftlicher Gebärden-
sprachemitteilt. So im „ Brennenden Menschen",
einem Ekstatiker, einem Besessenen, der vor der
Ubergewalt seiner Visionen, seiner Aufgabe leise
in die Knie sinkt, indes die Arme wie zwei Flam-
men über das Haupt, das von heftigem Wollen
verbrannte Antlitz emporzüngeln (sehr fühlbar
neulich in einer tropischen Wildnis kochend
roter Azaleen in der Blumen-Ausstellung).

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