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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 42.1926-1927

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Braungart, Richard: Ein Beispiel künstlerischer Landschaftsphotographie: zu dem Sizilienwerk von Paul Hommel
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https://doi.org/10.11588/diglit.14162#0112

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Staatliche Museen

GIRGENTI. JUNO-TEMPEL

EIN BEISPIEL KÜNSTLERISCHER L AND SCHAFTSPHOTO GR APHIE
ZU DEM SIZILIENWERK VON PAUL HÜMMEL*)

lien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der
Seele: hier ist der Schlüssel zu allem." Wenn
das ein Geringerer als Goethe gesagt hätte, dann
könnte man es beinahe für eine Übertreibung
halten. Aber diesem klassischen Zeugen wird
man gerne aufs Wort glauben.
Ist es nun unter diesen Umständen nicht merk-
würdig, daß wir von diesem Land tatsächlich bis
jetzt noch kein ganz zuverlässig orientierendes
Bilderwerk besessen haben? Mehr noch als an-
derswo hat in Sizilien die Schablone ihre Geltung
behauptet. Man kann Beisewerke oder Kunst-
bücher über Sizilien aufschlagen, soviel man will:
immer wieder findet man dieselben stereotypen
Ansichten der gleichen Kunstdenkmäler und
Landschaften. Und man hat stets das fatale Ge-
fühl, daß diese Abbildungen vom Eindruck der
Wirklichkeit auch im besten Falle doch nur eine
beiläufige Vorstellung geben.

Sizilien ist für jeden Italienfahrer die letzte und
höchste Steigerung seines Reiseerlebnisses. Auf
dieser Insel warten seiner die vielleicht stärksten
Eindrücke, die hier allerdings nicht so überwie-
gend von Werken der Menschenhand, also von
antiken und Renaissance-Reliquien wie im übri-
gen Italien, sondern fast mehr noch von der un-
vergleichlichen Natur und vom Volksleben sich
herleilen, das auf dieser zwischen Afrika und
Europa liegenden Insel für den Mitteleuropäer
von ganz besonderem Reiz ist. Italien ohne Si-
zilien, das ist fast so wie Rom ohne die Peters-
kirche, oder, was als Vergleich noch zutreffender
ist, wie Venedig ohne den Lido. Dafür kann auch
der Allerweltszeuge Goethe zitiert werden. Denn
in der „Italienischen Reise" steht der Satz: „Ita-

*) „Sizilien", Landschaft und Kunstdenkmäler, von Paul
Hommel. Mit einem Geleitwort von Hugo von Hof-
mannsthal. Verlag F. Bruckmann A.-G., München 1926.

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