DOI Artikel:
Weiss, Konrad: Emil Nolde als Graphiker: ausgestellt im graphischen Kabinett, München
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.14162#0257
Köpfe und Körper oder nur etwa zwei Profile etwas Unwirkliches, und auf das Religiöse an-
sprechend gegeneinandergesetzt sind, Gruppen- gewandt ein zum Bekenntnis gedrängter er-
bilder dieser Art, welche an Spätgotisches er- lebender Glaube und dagegen doch eine kritisch
innern und welche Titel wie „Diskussion" oder aufhebende Formierung oder Analysierung.
„Schriftgelehrte" und ähnliche mit biblischer Gegen diese wendet sich dann der Künstler selber
oder sonstiger Motivierung haben, sind dann wieder mit einer wuchernden und ins Weite
weiter als Formerlebnis sehr merkwürdig und fließenden Form.
als ein heutiger gesellschaftlicher Ausdruck mit Um sich mit diesen Andeutungen zu begnügen,
religiöser Tendenz sehr bezeichnend. Es liegt in sei nur noch beigefügt, daß es sich bei Noldes
der Art von Noldes oft mehr dy namischer, oft Kunst ebenso um ein zeitliches rationales
mehr ornamentaler Führung der Linien, daß wie um ein zeitloses, irrationales Element
auf diese Weise ein Gespräch, das er darstellt, handelt. Hierin liegt dann die Bedeutung
nicht nur stofflich gegeben, sondern formhaft einer solchen abseitigen Persönlichkeit in der
in einer oft harten, manchmal auch grotesken Gegenwart, die doch Y\ esentlicheres in sich
Antithese und Verschärfung deutlich wird, verkörpert als viele und die nicht von der
Überhaupt wenn man so auf das Persönliche Tagesmeinung lebt, sondern mit einer gewissen
dieses Künstlertums schließen darf, ist bei ihm Einsamkeit einer bestimmten deutschen Art
Härte und Weichheit eines nordischen Gemüts zwischen Vergangenheit und Zukunft steht,
zugleich wirksam, etwas sehr Wirkliches und Konrad Weiß
232
EMIL NOLDE. HÄNDLER
sprechend gegeneinandergesetzt sind, Gruppen- gewandt ein zum Bekenntnis gedrängter er-
bilder dieser Art, welche an Spätgotisches er- lebender Glaube und dagegen doch eine kritisch
innern und welche Titel wie „Diskussion" oder aufhebende Formierung oder Analysierung.
„Schriftgelehrte" und ähnliche mit biblischer Gegen diese wendet sich dann der Künstler selber
oder sonstiger Motivierung haben, sind dann wieder mit einer wuchernden und ins Weite
weiter als Formerlebnis sehr merkwürdig und fließenden Form.
als ein heutiger gesellschaftlicher Ausdruck mit Um sich mit diesen Andeutungen zu begnügen,
religiöser Tendenz sehr bezeichnend. Es liegt in sei nur noch beigefügt, daß es sich bei Noldes
der Art von Noldes oft mehr dy namischer, oft Kunst ebenso um ein zeitliches rationales
mehr ornamentaler Führung der Linien, daß wie um ein zeitloses, irrationales Element
auf diese Weise ein Gespräch, das er darstellt, handelt. Hierin liegt dann die Bedeutung
nicht nur stofflich gegeben, sondern formhaft einer solchen abseitigen Persönlichkeit in der
in einer oft harten, manchmal auch grotesken Gegenwart, die doch Y\ esentlicheres in sich
Antithese und Verschärfung deutlich wird, verkörpert als viele und die nicht von der
Überhaupt wenn man so auf das Persönliche Tagesmeinung lebt, sondern mit einer gewissen
dieses Künstlertums schließen darf, ist bei ihm Einsamkeit einer bestimmten deutschen Art
Härte und Weichheit eines nordischen Gemüts zwischen Vergangenheit und Zukunft steht,
zugleich wirksam, etwas sehr Wirkliches und Konrad Weiß
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