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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 42.1926-1927

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Courbet, Gustave: Kunst und Orden: ein Brief Courbets an den Minister der Schönen Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.14162#0375

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AUGUST WILHELM DRESSLER. BILDNIS FRAU DR. H.
Mit Genehmigung der Galerie Neumann-Nierendorf, Berlin

kompetent. Wenn er sich anmaßt, zu beloh-
nen, so begeht er einen Eingriff in das öffent-
liche Urteil. Seine Einmischung wirkt durchaus
demoralisierend und verhängnisvoll für den
Künstler, welchen sie über seinen eigenen Wert
täuscht, — verhängnisvoll für die Kunst, welche
sie in offizielle Wohlanständigkeit einzwängt
und die sie zu unfruchtbarster Mittelmäßigkeit
verdammt. Das weiseste für ihn wäre, sich da-
von zurückzuhalten. An dem Tage, an welchem
er uns freilassen wird, wird er seine Pflicht ge-
gen uns erfüllt haben.

Gestatten Sie also, Herr Minister, daß ich die

Ehre ablehne, welche Sie glauben mir erweisen
zu wollen. Ich bin 50 Jahre alt und bin immer
mein eigner Herr gewesen; lassen Sie mich
mein Leben als ein Freier beschließen; wenn
ich tot bin, soll man von mir sagen: Er hat
keiner Schule, keiner Kirche, keiner Richtung,
keiner Akademie, besonders keinem System
angehört, nur dem der Freiheit.
Gestatten Sie mir, Herr Minister, mit dem Aus-
druck meiner Gesinnung, die ich Ihnen soeben
klarlegen durfte, den Ausdruck der vorzüglich-
sten Hochachtung.

Gustave Courbet."

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