FERDINAND VON RAYSKI, BILDNIS DES HERRN BENECKE VON GRODITZBERG
HAMBURG, KUNSTHALLE
Generaladjutanten befördert, starb im Januar 1813
in russischer Gefangenschaft. Er hinterließ die
Seinen in bitterer Armut. Die Mutter erhielt nun
für sich und ihre sechs unmündigen Kinder, drei
Buben und drei Töchter, eine kümmerliche Pension,
zu wenig, um damit Haus zu halten. Sie be-
hielt nur den Jüngsten bei sich.
Die anderen kamen zu Ver-
wandten und Freunden, Ferdi-
nand in das Haus eines Grafen
Beust, der die Kosten seiner Er-
ziehung übernahm. Als er die
Schule absolviert hatte, tat man
ihn in das Dresdener Kadetten-
korps. Das war so gut wie selbst-
verständlich. Als merkwürdiger
erscheint es uns, daß man ihm
nebenbei Gelegenheit gab, die
Akademie zu besuchen. Wie er
dann Leutnant wurde, Schulden
halber den Dienst quittieren
mußte, für einige Zeit an die
Akademie zurückkehrte und
schließlich als Maler seine ersten
bescheidenen Erfolge gewann,
das brauchen wir hier nicht wei-
ter zu verfolgen. Man mag es
in dem Werkchen von Ernst
Sigismund über Rayski nach-
lesen.* Genug, er sah sich in
den Stand gesetzt, 1834 eine
Studienreise nach Paris anzu-
treten. Dort waren es Delaroche
und Horace Vernet, an die er
sich anschloß. Man könnte sich
darüber verwundern, da doch
Delacroix lebte, wenn die Jugend
nicht immer wieder zu den Tages-
größen und Publikumslieblingen
liefe — eben weil sie die Zugäng-
lichen und Leichtverständlichen
sind. Von Paris aus fand sich
Rayski nach einigen Wander-
jahren durch Deutschland 1839
nach Dresden zurück, wo er
fortan seinen Wohnsitz behielt.
Er stand nun gefestigt da, in
der Blüte einer jungen Meister-
schaft.
So hatte er sich in jenen Jahren eines tiefen
Friedens geformt, den die erschöpften Völker nach
den napoleonischen Kriegen verlangten. Europa
erfreute sich der Ruhe der Genesenden, der auf-
atmend seine Kräfte zurückkehren fühlt. Man
* Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. Dresden 1907.
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HAMBURG, KUNSTHALLE
Generaladjutanten befördert, starb im Januar 1813
in russischer Gefangenschaft. Er hinterließ die
Seinen in bitterer Armut. Die Mutter erhielt nun
für sich und ihre sechs unmündigen Kinder, drei
Buben und drei Töchter, eine kümmerliche Pension,
zu wenig, um damit Haus zu halten. Sie be-
hielt nur den Jüngsten bei sich.
Die anderen kamen zu Ver-
wandten und Freunden, Ferdi-
nand in das Haus eines Grafen
Beust, der die Kosten seiner Er-
ziehung übernahm. Als er die
Schule absolviert hatte, tat man
ihn in das Dresdener Kadetten-
korps. Das war so gut wie selbst-
verständlich. Als merkwürdiger
erscheint es uns, daß man ihm
nebenbei Gelegenheit gab, die
Akademie zu besuchen. Wie er
dann Leutnant wurde, Schulden
halber den Dienst quittieren
mußte, für einige Zeit an die
Akademie zurückkehrte und
schließlich als Maler seine ersten
bescheidenen Erfolge gewann,
das brauchen wir hier nicht wei-
ter zu verfolgen. Man mag es
in dem Werkchen von Ernst
Sigismund über Rayski nach-
lesen.* Genug, er sah sich in
den Stand gesetzt, 1834 eine
Studienreise nach Paris anzu-
treten. Dort waren es Delaroche
und Horace Vernet, an die er
sich anschloß. Man könnte sich
darüber verwundern, da doch
Delacroix lebte, wenn die Jugend
nicht immer wieder zu den Tages-
größen und Publikumslieblingen
liefe — eben weil sie die Zugäng-
lichen und Leichtverständlichen
sind. Von Paris aus fand sich
Rayski nach einigen Wander-
jahren durch Deutschland 1839
nach Dresden zurück, wo er
fortan seinen Wohnsitz behielt.
Er stand nun gefestigt da, in
der Blüte einer jungen Meister-
schaft.
So hatte er sich in jenen Jahren eines tiefen
Friedens geformt, den die erschöpften Völker nach
den napoleonischen Kriegen verlangten. Europa
erfreute sich der Ruhe der Genesenden, der auf-
atmend seine Kräfte zurückkehren fühlt. Man
* Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. Dresden 1907.
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