NACH ZEICHNUNGEN VON DAUMIER
VON
ROBERT WALSER
Vor einem Spiegel steht ein Dichter,
später brilliert er im Salon
mit Rezitation von Versen.
In eine Stube guckt ein Landmann.
„Bon jour, Madame", sagt er, und lüftet
den Hut, das hübsche Frauchen lächelt.
Auf staub'ger Straße rollt ein Wagen,
vorn lenkt der Herr, und hinten sitzt
sein Diener. „Wohin geht die Fahrt?"
Möchten es gar zu gerne wissen.
Potztausend, wer liegt da im Gras?
Der fühlt sich offenbar hier wohl,
sonst war' vielleicht er auch wo anders.
Auf alle Fälle scheint er uns
nicht sehr vom Geist der Zeit beeinflußt.
Wir sind in einem Kaffeehaus.
„Hell oder dunkel?" fragt der Kellner.
Der Gast erwidert: „Ganz wie's Ihnen
paßt". Ist das nicht ein droll'ger Kauz?
Einer sitzt im Vergnügungsboot,
da fährt ein Dampfer auf ihn zu,
er ruft: „o weh wir, je suis perdu".
Verloren glaubte sich schon mancher
und war's zum Glück dann doch noch nicht.
Das Beste kommt zuletzt: ein Herr
sitzt beim Friseur, da sieht er plötzlich
ein Liebespaar vorübergeh'n,
er rennt hinaus mit eingeseiftem
Gesicht, steht starr, als säh' er Geister
und sagt: „Was seh' ich, c'est ma femme".
NEUNZEHNTER JAHRGANG, ZWEITES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 15. OKTOBER AUSGABE AM 1. NOVEMBER NEUNZEHN-
HUNDERTZWANZIG. REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER, G.M.B.H., LEIPZIG
VON
ROBERT WALSER
Vor einem Spiegel steht ein Dichter,
später brilliert er im Salon
mit Rezitation von Versen.
In eine Stube guckt ein Landmann.
„Bon jour, Madame", sagt er, und lüftet
den Hut, das hübsche Frauchen lächelt.
Auf staub'ger Straße rollt ein Wagen,
vorn lenkt der Herr, und hinten sitzt
sein Diener. „Wohin geht die Fahrt?"
Möchten es gar zu gerne wissen.
Potztausend, wer liegt da im Gras?
Der fühlt sich offenbar hier wohl,
sonst war' vielleicht er auch wo anders.
Auf alle Fälle scheint er uns
nicht sehr vom Geist der Zeit beeinflußt.
Wir sind in einem Kaffeehaus.
„Hell oder dunkel?" fragt der Kellner.
Der Gast erwidert: „Ganz wie's Ihnen
paßt". Ist das nicht ein droll'ger Kauz?
Einer sitzt im Vergnügungsboot,
da fährt ein Dampfer auf ihn zu,
er ruft: „o weh wir, je suis perdu".
Verloren glaubte sich schon mancher
und war's zum Glück dann doch noch nicht.
Das Beste kommt zuletzt: ein Herr
sitzt beim Friseur, da sieht er plötzlich
ein Liebespaar vorübergeh'n,
er rennt hinaus mit eingeseiftem
Gesicht, steht starr, als säh' er Geister
und sagt: „Was seh' ich, c'est ma femme".
NEUNZEHNTER JAHRGANG, ZWEITES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 15. OKTOBER AUSGABE AM 1. NOVEMBER NEUNZEHN-
HUNDERTZWANZIG. REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER, G.M.B.H., LEIPZIG