Was der französischen Kunst so sehr zugute
kommt, ist das Elementarische, das Urzuständ-
liche, das Instinktkräftige des französischen Cha-
rakters. Eben diese Eigenschaften haben den Im-
pressionismus vorbildlich für die Welt gemacht.
In allen bedeutenden Kunstwerken der Impressio-
nisten, ja aller Künstler des neunzehnten Jahr-
hunderts ist derselbe Zug einer grausamen Unbe-
dingtheit. Und dieser Zug wird zur künstlerischen
Tugend, weil aus der unerbittlichen Wahrhaftigkeit
mit formalem Genie eine neue Schönheit abge-
leitet worden ist. Die Schamlosigkeit ist zur
schönen Schamlosigkeit und so zu einem künstle-
rischen Vorzug geworden. Woher es denn kommt,
daß man die Hauptwerke von Manet, Renoir,
Cezanne und ihren Genossen zuerst nicht ohne Er-
schrecken sehen konnte, daß dieses Erschrecken sich
dann aber unversehens in Entzücken verwandelte.
Psychologisch ist uns die Grausamkeit im
französischen Nationalcharakter also wohl erklär-
lich, wir sehen ein, daß die unendliche Natur
auch diesen Trieb zur Produktivität benutzt. Das
hindert aber nicht, daß wir grundsätzlich einen
Unterschied machen, wenn dieser Trieb uns ver-
wandelt als schöne Kunstkraft entgegenkommt,
und wenn er sich nackt und roh als politische
Leidenschaft gegen uns wendet. Dort müssen
wir ihn aufs höchste achten, er bewirkt, daß wir
die besten französischen Kunstwerke der neuen
Zeit vielen Werken unserer deutschen Künstler
überordnen; hier aber macht er, daß wir uns den
Franzosen sittlich überlegen fühlen. Ohne Hoch-
mut, im vollen Bewußtsein unserer Bedürftigkeit
und Sündhaftigkeit.
Wir haben Paris und Frankreich geliebt; wir
lieben noch dieses schöne Land, diese lebendige
Stadt. Wir lieben wie früher die herrlichen Kunst-
werke dieses begabten Volkes und räumen willig
ein, worin es uns überlegen ist. Wir werden fort-
fahren, von den schönen Arbeiten der großen
Maler und Bildhauer mit Zärtlichkeit zu sprechen,
wie von etwas Klassischem; und es gibt keine
Macht, die uns veranlassen könnte, das sozusagen
von der Geschichte, von Gott gefällte Werturteil
nationalistisch zu fälschen. Während wir aber be-
wundern, hassen wir darum nicht weniger kräftig
das, was wir am französischen Nationalcharakter als
schwach empfinden. Wir suchen alles zu verstehen;
wo uns aber die niedrige Regung entgegentritt,
wenden wir uns ab. Wir wollen nicht Pharisäer
sein, doch sind wir keineswegs innerlich irgend-
wie gebrochen. Liebe zur Kunst eines Feindes,
der sich verächtlich macht, soll nichts beweisen,
als daß wir ehrfürchtig sind.
So wollen wir es halten, überzeugt, daß wir
gut dabei fahren. Wie die Dinge heute liegen,
variieren wir mit einem Lächeln, das trotz alledem
geblieben ist, Goethes Strophe und sagen:
„Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen
Doch ihre Bilder sieht er gern." [leiden,
kommt, ist das Elementarische, das Urzuständ-
liche, das Instinktkräftige des französischen Cha-
rakters. Eben diese Eigenschaften haben den Im-
pressionismus vorbildlich für die Welt gemacht.
In allen bedeutenden Kunstwerken der Impressio-
nisten, ja aller Künstler des neunzehnten Jahr-
hunderts ist derselbe Zug einer grausamen Unbe-
dingtheit. Und dieser Zug wird zur künstlerischen
Tugend, weil aus der unerbittlichen Wahrhaftigkeit
mit formalem Genie eine neue Schönheit abge-
leitet worden ist. Die Schamlosigkeit ist zur
schönen Schamlosigkeit und so zu einem künstle-
rischen Vorzug geworden. Woher es denn kommt,
daß man die Hauptwerke von Manet, Renoir,
Cezanne und ihren Genossen zuerst nicht ohne Er-
schrecken sehen konnte, daß dieses Erschrecken sich
dann aber unversehens in Entzücken verwandelte.
Psychologisch ist uns die Grausamkeit im
französischen Nationalcharakter also wohl erklär-
lich, wir sehen ein, daß die unendliche Natur
auch diesen Trieb zur Produktivität benutzt. Das
hindert aber nicht, daß wir grundsätzlich einen
Unterschied machen, wenn dieser Trieb uns ver-
wandelt als schöne Kunstkraft entgegenkommt,
und wenn er sich nackt und roh als politische
Leidenschaft gegen uns wendet. Dort müssen
wir ihn aufs höchste achten, er bewirkt, daß wir
die besten französischen Kunstwerke der neuen
Zeit vielen Werken unserer deutschen Künstler
überordnen; hier aber macht er, daß wir uns den
Franzosen sittlich überlegen fühlen. Ohne Hoch-
mut, im vollen Bewußtsein unserer Bedürftigkeit
und Sündhaftigkeit.
Wir haben Paris und Frankreich geliebt; wir
lieben noch dieses schöne Land, diese lebendige
Stadt. Wir lieben wie früher die herrlichen Kunst-
werke dieses begabten Volkes und räumen willig
ein, worin es uns überlegen ist. Wir werden fort-
fahren, von den schönen Arbeiten der großen
Maler und Bildhauer mit Zärtlichkeit zu sprechen,
wie von etwas Klassischem; und es gibt keine
Macht, die uns veranlassen könnte, das sozusagen
von der Geschichte, von Gott gefällte Werturteil
nationalistisch zu fälschen. Während wir aber be-
wundern, hassen wir darum nicht weniger kräftig
das, was wir am französischen Nationalcharakter als
schwach empfinden. Wir suchen alles zu verstehen;
wo uns aber die niedrige Regung entgegentritt,
wenden wir uns ab. Wir wollen nicht Pharisäer
sein, doch sind wir keineswegs innerlich irgend-
wie gebrochen. Liebe zur Kunst eines Feindes,
der sich verächtlich macht, soll nichts beweisen,
als daß wir ehrfürchtig sind.
So wollen wir es halten, überzeugt, daß wir
gut dabei fahren. Wie die Dinge heute liegen,
variieren wir mit einem Lächeln, das trotz alledem
geblieben ist, Goethes Strophe und sagen:
„Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen
Doch ihre Bilder sieht er gern." [leiden,