DAS MANNHEIMER SCI1LOSS. SEITENFRONT DES EHRENHOFS
lebhaften Ornamentik, die Führung
der Dachlinie weist eher nach dem
Westen als nach dem Osten.
Der erste Baumeister, unter dem
das Werk begonnen wurde, war der
Mainzer Johann Caspar Herwarthel.
Seine frühere Tätigkeit ist noch durch-
aus nicht so bekannt, daß man daraus
irgendwelche Schlüsse für das Mann-
heimer Schloß ableiten könnte. Er
scheint in der Hauptsache als aus-
führender Baumeister nach fremden
Entwürfen gearbeitet zu haben, jedoch
sind auch eigene Entwürfe von ihm
erhalten. Erst wenn ein klares Bild
von Herwartheis Künstlertum ge-
schaffen ist, wird es erlaubt sein,
seinen Anteil an den Plänen für die
Mannheimer Residenz fest abzugren-
zen. — Sicher hat der zweite Bau-
meister, Clemens Froimon, der dem
schon im November des Jahres 1720
verstorbenen Meister im Amte ge-
folgt war, einen großen Einfluß auf
die Gestaltung des Außenbaues ge-
habt. Unter seiner Leitung wurde
in den Jahren 1720 — 26 der Mittel-
bau fertiggestellt. Von den beiden
Seitenflügeln, die den Ehrenhof ein-
fassen, müssen schon beträchtliche
Teile gestanden haben, als Froimon
im Jahre 1726 dem kurkölnischen
und deren Bebauungsplan einbezogen wurde, hatte
sich der Kurfürst eine Reihe von Grundstücken
dieses Stadtteiles vorbehalten, offenbar auch mit der
Absicht, sie mit besonderen Bauten zu schmücken,
die mit einem neuen Schloß in bestimmte Beziehung
gesetzt werden sollten. So waren schon gewisse Vor-
bedingungen und Anregungen gegeben, als sich
schließlich mit der Übersiedelung des Hofes nach
Mannheim der Bau nicht länger hinausschieben ließ.
— Berühmte Namen werden in Verbindung mit dem
Schloßplan genannt. Balthasar Neumann erwähnt
in einem Briefe einen Riß des Wiener Architekten
Johann Lukas von Hildebrand. Wie weit aber dieser
Entwurf für die Ausführung maßgebend gewesen ist,
müssen künftige Untersuchungen klarlegen. Die vor-
nehme Kühle der Fronten, das Zurückdrängen aller
BauintendantenGuillaumed'Hauberat
weichen mußte, einem französisch geschulten Archi-
tekten, der zum Beispiel in den Jahren 1715—16
nach Plänen Roberts de Cotte das kleine Schloß
Poppelsdorf bei Bonn erbaut hatte. Hauberat behielt
auch in Mannheim Fühlung mit seinem Meister:
noch in den Jahren 1732 bis 1741 errichtete er
nach dessen Plänen in Frankfurt das Palais Thum
und Taxis, das jetzige Völkerkunde-Museum. Inter-
essant ist, daß gerade de Cotte Balthasar Neumann
gegenüber im Jahre 1722 den Plan des Mannheimer
Schlosses mit einem Kopfschütteln abtat. Sein
Schüler setzte denn auch sofort eine Änderung
durch. Ihm ist die Umgestaltung und Erweiterung
der Kapelle zu verdanken, die im Jahre 1731 ge-
weiht wurde. Im übrigen linden sich Spuren sei-
ner Tätigkeit bei der Ausstattung der Innenräume.
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lebhaften Ornamentik, die Führung
der Dachlinie weist eher nach dem
Westen als nach dem Osten.
Der erste Baumeister, unter dem
das Werk begonnen wurde, war der
Mainzer Johann Caspar Herwarthel.
Seine frühere Tätigkeit ist noch durch-
aus nicht so bekannt, daß man daraus
irgendwelche Schlüsse für das Mann-
heimer Schloß ableiten könnte. Er
scheint in der Hauptsache als aus-
führender Baumeister nach fremden
Entwürfen gearbeitet zu haben, jedoch
sind auch eigene Entwürfe von ihm
erhalten. Erst wenn ein klares Bild
von Herwartheis Künstlertum ge-
schaffen ist, wird es erlaubt sein,
seinen Anteil an den Plänen für die
Mannheimer Residenz fest abzugren-
zen. — Sicher hat der zweite Bau-
meister, Clemens Froimon, der dem
schon im November des Jahres 1720
verstorbenen Meister im Amte ge-
folgt war, einen großen Einfluß auf
die Gestaltung des Außenbaues ge-
habt. Unter seiner Leitung wurde
in den Jahren 1720 — 26 der Mittel-
bau fertiggestellt. Von den beiden
Seitenflügeln, die den Ehrenhof ein-
fassen, müssen schon beträchtliche
Teile gestanden haben, als Froimon
im Jahre 1726 dem kurkölnischen
und deren Bebauungsplan einbezogen wurde, hatte
sich der Kurfürst eine Reihe von Grundstücken
dieses Stadtteiles vorbehalten, offenbar auch mit der
Absicht, sie mit besonderen Bauten zu schmücken,
die mit einem neuen Schloß in bestimmte Beziehung
gesetzt werden sollten. So waren schon gewisse Vor-
bedingungen und Anregungen gegeben, als sich
schließlich mit der Übersiedelung des Hofes nach
Mannheim der Bau nicht länger hinausschieben ließ.
— Berühmte Namen werden in Verbindung mit dem
Schloßplan genannt. Balthasar Neumann erwähnt
in einem Briefe einen Riß des Wiener Architekten
Johann Lukas von Hildebrand. Wie weit aber dieser
Entwurf für die Ausführung maßgebend gewesen ist,
müssen künftige Untersuchungen klarlegen. Die vor-
nehme Kühle der Fronten, das Zurückdrängen aller
BauintendantenGuillaumed'Hauberat
weichen mußte, einem französisch geschulten Archi-
tekten, der zum Beispiel in den Jahren 1715—16
nach Plänen Roberts de Cotte das kleine Schloß
Poppelsdorf bei Bonn erbaut hatte. Hauberat behielt
auch in Mannheim Fühlung mit seinem Meister:
noch in den Jahren 1732 bis 1741 errichtete er
nach dessen Plänen in Frankfurt das Palais Thum
und Taxis, das jetzige Völkerkunde-Museum. Inter-
essant ist, daß gerade de Cotte Balthasar Neumann
gegenüber im Jahre 1722 den Plan des Mannheimer
Schlosses mit einem Kopfschütteln abtat. Sein
Schüler setzte denn auch sofort eine Änderung
durch. Ihm ist die Umgestaltung und Erweiterung
der Kapelle zu verdanken, die im Jahre 1731 ge-
weiht wurde. Im übrigen linden sich Spuren sei-
ner Tätigkeit bei der Ausstattung der Innenräume.
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