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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 2 (März/April 1917)
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Riese, Friedrich Alexander: Über die fünften Legionen und ihre Beinamen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0058

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und dritten Jahrhundert. Wie aber ist es mit Alauda ? Dieses cognomen findet
sich überhaupt nur auf sechs Steinen, von denen vier in Italien, einer in Triest
und einer in Tarragona gefunden sind. Der unstreitig älteste derselben ist der
des C. Valerius Arsaces legione V Alaudae1) aus Macchia, der noch der Zeit
angehört, in der die von Caesar und Cicero angewendete Bezeichnung in
lebendiger Erinnerung stand, und ehe die Benennung Macedonica — wahr-
scheinlich durch Augustus — die offiziell gültige wurde. Anders verhält es
sich aber mit dem . . . tribunus militum leg(ionis) V Alaudae, donis militaribus
donatus a Ti Claudio Caes. Aug. in Capestrano2), und mit den zwei Brüdern
Cn. Domitius Lucanus und Cn. Domitius Tullus auf zwei Inschriften von
Foligno, die unter Vespasian hohe militärische Stellungen einnahmen, deren
Anfangsrang aber als tr(ibunus) mü(itum) leg. V Alaud. sich in die letzten
Jahre des Claudius zurückberechnen läßt3]. Die beiden letzten zu nennenden
Texte, der des C. Aemilius Fraternus, trib. mil. legionis V Alaudat_= in Tarra-
gona4), und der eines niiles leg. V Alaud. in Triest5), ergeben keine zeit-
lichen Anhaltspunkte. Aus jenen andern aber schließe ich, daß in der Zeit
des Claudius eine der beiden fünften den Namen Alauda geführt hat. Welche?
Natürlich diejenige, die einst als Alauda dem Macedonischen Heer (s. oben)
angehört hat, also die legio V Macedonica.

Da diese aber doch nicht gleichzeitig beide Namen geführt haben kann6 *),
so gestatte ich mir folgende Vermutung. Ich möchte annehmen, daß Kaiser
Claudius wie in manchen Dingen so auch hier seine antiquarischen Lieb-
habereien betätigte. Er schrieb ja außer anderen Werken auch römische
Geschichte — Initium autem sumpsit historiae post caedem Caesaris dictatoris1) —
und mußte da bei der Erzählung der Bürgerkriege auch auf die Alauda zu
sprechen kommen. Dazu kommt noch eine andere Eigenschaft von ihm, eine
gewisse Vorliebe für Gallien. Vielleicht dadurch, daß er in Gallien geboren ist —
Claudius natus est Luguduni8) — ist in ihm diese entstanden: jedenfalls zeigen
sich beide Charakterzüge vereinigt in der bekannten Rede9), mit der er im
Senat für den Wunsch der Aeduer, die Anwartschaft auf den Senat zu er-
halten, eintritt. Dies geschah im Jahre 48; um dieselbe Zeit, meine ich, mag
er unserer Legion statt ihres Namens Macedonica den einst schon von ihr
geführten gallischen Beinamen Alauda gegeben haben. Nach dem Tode des
Kaisers wurde diese Änderung selbstverständlich wieder beseitigt und der
Legion ihr alter Name „Legio V Macedonica“ wiedergegeben. Daß die erst
in flavischer Zeit gesetzten Inschriften der Brüder Domitius den Namen Alauda
zeigen, widerspricht dem nicht, denn zu der Zeit, als diese das Militärtribunat
bekleideten, hatte die Legion eben so geheißen.

Die Inschriften, welche nicht in Germanien gefunden sind und doch
nur eine „legio V“ ohne Beinamen nennen, könnten an sich zwar auch der
Legion in Moesien angehören, da die Beinamen vereinzelt auch einmal weg-

') CIL IX 1460. Rh. G. 713. C. Valerius C. f. Aem(ilia) Arsaces legione V Alaudae
sibi et Valeriae . . . fieri iussit. Das Fehlen des Ranges (miles?) und der Ablativ legione
zeugen für die Frühzeitigkeit dieser Inschrift.

2) CIL IX 3380. Rh. G. 700.

3) CIL XI 5210. 521'. Rh. G. 50. 51.

4) CIL II 4188. Rh. G. 699.

6) CIL V 547. Rh. G. 706.

e) Eine Vergleichung mit Doppelnamen wie legio XIV Gemina Martia Victrix,
legio XX Valeria Victrix ist nicht zulässig, da unsere Legion ja nie „legio V Macedonica
Alauda“ heißt.

’) Sueton. Claud. 41.

*) Sueton. Claud. 2.

9j CIL XIII 1668. Tac. ann. 11, 24.
 
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