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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Editor]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 4 (Juli/August 1917)
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Bersu, Gerhard: Kastell Burladingen: Kgl. Pr. O.-A. Hechingen. Frühjahrsgrabung 1914
DOI article:
Goessler, Peter: Ein Wochengötterstein mit Gigant
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0136

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118

Dohlen C und D in der westlichen Durchfahrt, der über das westliche Pfosten-
loch des östlichen Holzturmes gebaute Mittelpfeiler, das große östliche
Pfostenloch des östlichen Holzturmes und der ebenfalls nur flach fundamen-
tierte Oststeinturm sind vom Schnitt getroffen. Der Schnitt zeigt deutlich, wie
wenig vom Aufgehenden der Steintürme noch erhalten geblieben ist, zugleich läßt
er erkennen, wie schwer es ist, für die Turmbauten exakte Masse anzugeben.

Die Funde. Keramik. Die gewöhnliche Keramik war zahlreich ver-
treten. Es werden sich bei Durcharbeitung derselben eine ganze Reihe ge-
sicherter Formen ergeben. Die Sigillata ist ganz einheitlich. Im
Keller K 7 wurden die Bruchstücke von 6 zylindrischen Bechern der Form
Dr. 30 gefunden. Dieser Fund wird von Professor Knorr bearbeitet und dem-
nächst in größerem Zusammenhang1) veröffentlicht werden. Von deutschen
Fabrikaten fand sich in den Kastellschichten nur ein bildverzierter Scherben
von Heiligenberg.

Metalle. Eisen. Neben ungemein vielen Nägeln kamen an erwähnens-
werten Eisenfunden drei Lanzenspitzen, zwei Äxte und Gebrauchsgerät zu
Tage. Ein schöner Sammelfund, bestehend aus einem kompletten Satz Fessel-
geräten, wurde in der Ecke eines Raumes der Baracke südlich der Zwischen-
straße geborgen. Er bestand aus mit Schnappschlössern versehenen Arm- und
Beinschließen. Bei dem Funde lag ein eiserner Schlüssel und eine Lanzenspitze.

Bronze. Zu erwähnen ist ein gestempelter Kasserollengriff und drei
Fibeln des ersten Jahrhunderts.

Münzen im ganzen 13 : 1 Col Nemausus MB, 2 Vespasiane 1 AR, 1 GB,
1 Titus AR, 5 Domitiane (2 GB, 2 MB), 2 Nerva (2 MB), [eine davon in den
oberen Schichten des eingefüllten Brunnens], 1 Hadrian GB, 1 Antoninus
Pius MB. Die beiden letzteren gehören nicht mehr in die Kastellzeit.

Stein. Ein Steinbeil aus einer Baracke stammend, als Schleifstein
benutzt. Eine Gemme, Chalcedon, Darstellung unklar.

Glas. Neben Bruchstücken von Fensterscheiben, gewöhnlichen Gläsern
fanden sich verhältnismäßig häufig Scherben von Mosaikgläsern. In zahl-
reichen Exemplaren kamen auch blaue und opakgrüne Melonenperlen zu Tage.

Allgemeines — Datierung. Die Grabung hat über die Schicksale
des Kastells weitere Aufklärung gebracht. Der Umbau der Erdanlage in eine
Steinanlage hat die Barackenbauten nicht beeinflußt. Der Befund der Bauten
schließt eine lang andauernde Benutzung des Kastells aus. Das Lager ist
einer— überraschend — gekommenen Brandkatastrophe zum Opfer gefallen.
Gegenüber den Versuchen, eine längere Dauer des Bestehens der Anlage
anzunehmen, muß festgehalten werden daß das Kastell nur ganz kurze Zeit
bestand. Der Anfang des Kastells scheint vor allem nach den Sigillaten eher
noch etwas früher als seither angenommen zu liegen (um 85 n. Chr.) Die Münzen
und die durchaus einheitliche Keramik machen ebenfalls im Gegensatz zu der
bisher gegebenen Datierung den Untergang des Kastells noch vor
110 n.Chr. wahrscheinlich. G. Bersu, z. Zt. Brüssel.

Ein Wochengötterstein mit Gigant.

Mit 5 Abbildungen.

Sommer 1915 fand sich in der Böschung des rechten Neckarufers bei
Neckartailfingen, O.-A. Nürtingen, also 2 — 3 Wegstunden südlich des
Kastellplatzes Köngen, ein Wochengötterstein, der sechste der in Württem-
berg gefundenen. Damit sind nun 21 solcher Steine mehr oder weniger voll-

') R. Knorr, Töpfer und Fabriken verzierter Terra Sigillata des ersten Jahr-
hunderts. Taf. 99.
 
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