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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0012

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VIII

Vorwort.

Aber selbst hier mußte noch eine weitere Beschränkung eintreten.
Kriegsgeschichtliche Untersuchungen, die auf wirkliches inneres Ver-
ständnis der militärischen Ereignisse ausgehen, sind in diesen Perioden
im wesentlichen an die beiden Berichterstatter Polybios und Caesar
gebunden. Die übrige Tradition mit Einschluß des Livius — man
vergleiche die Beilagen „Polybios und Livius", welche mehreren Ab-
schnitten der folgenden Darstellungen beigegeben sind — ist, mili-
tärisch genommen, durchgehend so minderwertig, daß man auf sie allein
fast nirgends eine vollkommen zuverlässige Kekonstruktion der Opera-
tionen bauen kann, auch nicht wenn man an Ort und Stelle gewesen
ist und alle Hilfsmittel herangezogen hat, welche die Natur des Landes
und die Untersuchung der einzelnen Örtlichkeiten bei Vorhandensein
eines guten Quellenberichtes in so reichem Maße gewähren.

Aus diesem Grunde mußten große Partien des zweiten Punischen
Krieges aus der Untersuchung ausgeschieden werden, nämlich der
größere Teil der Ereignisse nach Cannae in Italien, für den Polybios bis
auf einzelne Fragmente verloren ist, und die historische Tradition nur
auf Livius und späteren griechischen Quellen beruht. Nur einzelne
Aktionen aus dieser Kriegsperiode, bei denen die Verhältnisse be-
sonders günstig lagen, konnten noch Berücksichtigung finden und mit
einem gewissen Grade von Wahrscheinlichkeit rekonstruiert werden.
Die große Masse der militärischen Ereignisse dieser Kriegsperiode ist
dagegen für eine Erkenntnis, die auf kausale Zusammenhänge Wert
legt bei dem der Forschung heutzutage zur Verfügung stehenden
Quellenmateriale, als ein rettungslos verlorenes Gebiet zu betrachten.

Indem wir also Caesar und Polybios, soweit sie reichen, verar-
beitet haben, glauben wir für die Länder Italien und Afrika über-
haupt reinen Tisch gemacht und keine größere Periode übrig ge-
lassen zu haben, in der die kriegerischen Vorgänge einer auf topo-
graphische Forschungen gestützten pragmatischen Bearbeitung noch
fähig oder bedürftig wären1).

1) Wie wenig Sallust und Tacitus, an die man ja noch denken könnte, in mili-
tärischer Hinsicht brauchbar sind, ist ja bekannt. Sie können so wenig wie Livius
und die späteren Griechen als zuverlässige Führer dienen, womit indessen nicht ge-
leugnet werden soll, daß sich bei besonders günstig liegenden Verhältnissen auch an
ihrer Hand über einzelne Punkte zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit gelangen
lassen wird, wie sie z. B. m. E. R. Oehler mit dem von uns gelieferten Material für
die Schlacht am Mut hui im Jugurthinischen Kriege erreicht hat (Jahreshefte des öst.
arch. Institutes 1909 Bd. XII S. 327 ff. XIIIS. 257 ff.). Von Caesarischen Darstellungen aus
 
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