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Hamükar Barkas in Sicilien.
Wenn wir annehmen, daß die Küstenlinie im Altertum auch nur
der heutigen Niveaulinie von 10 Metern entsprochen hat, so erhalten
wir schon eine Ausdehnung- von über 3 Kilometern für die Strand-
linie. Diese mit Verschanzungen in verteidigungsfähigem Zustand
zu setzen, würde eine Länge von etwa 4 Kilometern erfordert haben,
d. h. die Verschanzung hätte den Umfang einer Stadt wie Carthago
Nova in Spanien gehabt1).
Bei dem Mangel jedes natürlichen Schutzes hätte diese Linie be-
deutender künstlicher Befestigungen und einer sehr starken Besatzung be-
durft. Dadurch wäre Hamilkars Armee aber in 2 Teile geteilt worden, die
ohne Verbindung mit einander gewesen wären, die ungünstigste Truppen-
disposition, die man sich denken kann, während die Feinde durch die
Ebene hin ihre ganze Macht ungehindert bald gegen Mondello, bald
gegen den Pellegrino gebrauchen konnten. Es wäre kaum zu ver-
stehen, daß Hamilkar sich eine so nachteilige Stellung ausgesucht und
der Gegner diesen Vorteil in den 3 Jahre lang dauernden Kämpfen
garnicht ausgenutzt hätte. Man könnte bei einer solchen Verteilung
der Kräfte auch nicht mehr davon reden, daß Hamilkar sein Lager
auf dem Berge gehabt hätte, da ja dann der Schwerpunkt der ganzen
Kämpfe bei Mondello in der Ebene gelegen hätte.
ir'uneig-" Aber es kommen zu diesen beiden Schwierigkeiten noch andere Be-
nung denken von nicht geringerer Bedeutung hinzu.
Die Anhänger der Pellegrinotheorie, welche sich ernstlicher
mit der Lokalisierung im einzelnen befaßt haben, haben sich na-
türlich auch die Frage vorgelegt, wo denn eigentlich bei dieser An-
sicht der Schauplatz der 3 Jahre lang dauernden Kämpfe anzusetzen
sei, in denen sich Hamilkars Heer und die ihm entgegenstehende kon-
sularische Armee mit einander gemessen haben. Unzählige kleine und
größere Kämpfe — so berichtet uns ja Polybios (I 56—57) — lieferten
delli, cuins aqua utebatur" (Hamilkar). Daß also hier früher eine weit tiefer ein-
schneidende Bucht gewesen ist, die ebenso wie der Hafen von Palermo selber im
Laufe der Zeiten geschwunden ist, soll nicht geleugnet werden. Aber die Schwierig-
keit, welche uns beschäftigt, wird dadurch nicht berührt. Man kann über die all-
gemeine Frage der Hebung der Küste hier noch Philippson, das Mittelmeergebiet
1908 S. 23 und Holm, Gesch. Sizil. I 9, 9. 331, vergleichen; über Mondello speziell
äußern sich auch noch Freeman, hist. of Sic. I 25(>, Schubring S. 6 u. a.
1) Polyb. X 11,4. — Drei Kilometer Strandlinie rechnet schon Joh. Vincentius
a. a. 0.: ambitus fere duorum miliarium.
Hamükar Barkas in Sicilien.
Wenn wir annehmen, daß die Küstenlinie im Altertum auch nur
der heutigen Niveaulinie von 10 Metern entsprochen hat, so erhalten
wir schon eine Ausdehnung- von über 3 Kilometern für die Strand-
linie. Diese mit Verschanzungen in verteidigungsfähigem Zustand
zu setzen, würde eine Länge von etwa 4 Kilometern erfordert haben,
d. h. die Verschanzung hätte den Umfang einer Stadt wie Carthago
Nova in Spanien gehabt1).
Bei dem Mangel jedes natürlichen Schutzes hätte diese Linie be-
deutender künstlicher Befestigungen und einer sehr starken Besatzung be-
durft. Dadurch wäre Hamilkars Armee aber in 2 Teile geteilt worden, die
ohne Verbindung mit einander gewesen wären, die ungünstigste Truppen-
disposition, die man sich denken kann, während die Feinde durch die
Ebene hin ihre ganze Macht ungehindert bald gegen Mondello, bald
gegen den Pellegrino gebrauchen konnten. Es wäre kaum zu ver-
stehen, daß Hamilkar sich eine so nachteilige Stellung ausgesucht und
der Gegner diesen Vorteil in den 3 Jahre lang dauernden Kämpfen
garnicht ausgenutzt hätte. Man könnte bei einer solchen Verteilung
der Kräfte auch nicht mehr davon reden, daß Hamilkar sein Lager
auf dem Berge gehabt hätte, da ja dann der Schwerpunkt der ganzen
Kämpfe bei Mondello in der Ebene gelegen hätte.
ir'uneig-" Aber es kommen zu diesen beiden Schwierigkeiten noch andere Be-
nung denken von nicht geringerer Bedeutung hinzu.
Die Anhänger der Pellegrinotheorie, welche sich ernstlicher
mit der Lokalisierung im einzelnen befaßt haben, haben sich na-
türlich auch die Frage vorgelegt, wo denn eigentlich bei dieser An-
sicht der Schauplatz der 3 Jahre lang dauernden Kämpfe anzusetzen
sei, in denen sich Hamilkars Heer und die ihm entgegenstehende kon-
sularische Armee mit einander gemessen haben. Unzählige kleine und
größere Kämpfe — so berichtet uns ja Polybios (I 56—57) — lieferten
delli, cuins aqua utebatur" (Hamilkar). Daß also hier früher eine weit tiefer ein-
schneidende Bucht gewesen ist, die ebenso wie der Hafen von Palermo selber im
Laufe der Zeiten geschwunden ist, soll nicht geleugnet werden. Aber die Schwierig-
keit, welche uns beschäftigt, wird dadurch nicht berührt. Man kann über die all-
gemeine Frage der Hebung der Küste hier noch Philippson, das Mittelmeergebiet
1908 S. 23 und Holm, Gesch. Sizil. I 9, 9. 331, vergleichen; über Mondello speziell
äußern sich auch noch Freeman, hist. of Sic. I 25(>, Schubring S. 6 u. a.
1) Polyb. X 11,4. — Drei Kilometer Strandlinie rechnet schon Joh. Vincentius
a. a. 0.: ambitus fere duorum miliarium.