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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0133

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Der zweite Pnuische Krieg bis Cannae.

Faesulae selbst erreichen mußte, eine geographische Unklarheit, die
bei Livius nicht gerade sehr überraschen würde1).

So ist also das Casentino als Anmarschstraße Hannibals ausge-
schlossen, und es bleibt nur die Möglichkeit übrig, an das untere oder
mittlere Arnotal zu denken.
2) Unteres Am unteren Arno ist das, was im Casentino fehlte, in reich-

geschiossen" liebster Fülle vorhanden: ein ausgedehntes Sumpf- und Inundations-
aus gebiet, an dem, wenn einmal eine Überschwemmung eingetreten war,
geos^lsohen das Wasser wegen der weiten, fast völlig horizontalen und in Bergen
militärischen eingeschlossenen Talkessel sehr lange stehen bleiben mußte. Dazu

Gründon.

kam dann noch ein weites Marsch- und Sumptland von der Mündung
des Arno bis nördlich nach Viareggio hin2).

Dieses große Gebiet mißt vom Westausgang der Golfolina bis zum
Meere hin über 60 Kilometer Länge und vom Tale des Arno im Süden
bis zu den Höhen von Lucca im Norden über 20 Kilometer Breite.

Heutzutage sind die großen Sumpfseen von Fucecchio zwischen
dem Monte Albano und dem niedrigen Wellenlande der Cerbaje und
ebenso der See von Bientina westlich davon zwischen den Cerbaje
und den Monti Pisani durch eine intensive Kultur von Jahrhunderten,

1) Nur nebenbei will ich erwähnen, daß auch noch eine Reihe andererer Um-
stände auf die Casentinoroute nicht paßt: Nach Nepos Hannib. 4 ging der Zug Hannibals
durch das Gebiet der Ligurer. Ligurer aber haben im Casentino nicht gewohnt, son-
dern der umbrische Stamm der Casuentini (Nissen Landesk. I 304), sowie auch auf
der Nordseite des Kammes Sarsiua ( jetzt Sassina) und Mevaniola (Galeata) lagen, die
gleichfalls umbrische Gemeinden sind (Nissen II 379). Die Ligurer reichten nur bis zum
Stadtgebiete von Arezzo (Pol. II 16,2 ews rrjs '^pprjrlvaiv ywoas) also, wie Nissen
(I 471) mit Recht ansetzt, bis zum Gebirgsstock des Falterona. Ein Marsch durch
das Gebiet dieser den Römern freundlichen und verbündeten Völkerschaften (Nissen
Rh. Mus. 569. Landesk. I SOS II 375) dürfte für Hannibal bei der Nähe beider
römischer Heere nicht ohne große Schwierigkeiten gewesen sein und hätte auch kaum
etwas Überraschendes (na^äSo^ov Pol. III 78,6) für Flaminius haben können, der
ja, wie seine Aufstellung bei Arezzo zeigt, Hannibal gerade auf diesem Wege
erwartet haben wird. Man vgl. auch Jung, (Nr. 33) S. 27, A. 3.

2) Der Talkessel zwischen den Monti Pisani und dem Cerbaje, der ehemalige See
von Bientina hat z. B. 2 Abflüsse, einen nach Süden zum Arno, einen nach Norden zum
Serchio. Das Südende liegt 10 Meter hoch bei S. Giovanni am Arno und Bientina —
die Mitte 8 und 7 bei C. Grugno —, das Nordende 7—9 am Canale Rogia bei C
Brieca und Lupo. Ebenso ist es mit dem Fucecchio-Tal, das in seiner Nord-Süd-
erstreckung überall 14 —15 Meter hat, und in dem ganzen Marschlande von der Arno-
bis über die Serchiomündung hinaus. Von dem früher hier viel ausgedehnteren
Sumpf gebiet ist der See von Massaciuccoli mit seinen Sümpfen noch ein Rest. Vgl.
von Roon, S. 513.
 
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