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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0138

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Der Apenninübergang. 1. Der Weg.

117

Wie soll Hannibal mitten in dem Überschwemmungsgebiet des
Arno über den Strom gekommen sein? Der Arno hat hier ganz flache
Ufer, heutzutage ist er von Montelupo an in hohe Dämme eingeschlossen,
und sein Bett liegt jetzt z. T. sogar höher als die umliegende Ebene1).
Bei einer Überschwemmung, wie sie damals stattfand, muß also dieses
ganze Land, selbst an den schmälsten Stellen, in einer Breite von
mehreren Kilometern unter Wasser gestanden haben2). Die Grenzen
des Flußbettes waren da gar nicht zu erkennen, ein Brückenschlag
unmöglich und ein Übersetzen der ganzen Armee auf Kähnen oder
Flößen gleichfalls.

Und zweitens ist die Annahme, daß das Elsa- oder gar das Eratal
Endpunkt des Sumpfmarsches gewesen sei und der Weiterweg über
Siena geführt habe, nicht mit der Nachricht des Polybios zu vereinigen,
daß Hannibal von dem Gebiete von Faesulae aus gegen Flaminius
bei Arezzo vorgegangen ist3).

Die Annahme endlich von Neumann, daß Hannibal am Monte
Albano auf festes Land gekommen und von da nach Florenz weiter
marschiert sei, ist gleichfalls ausgeschlossen. Neumann spricht sich
nicht darüber aus, ob Hannibal auf dem rechten oder linken Arnoufer
aufwärts marschiert sein soll. Beides ist bedenklich anzunehmen. Ein
Marsch auf dem linken Ufer hätte zur Voraussetzung den Übergang
über den Arno in oder bei dem Defilee der Golfolina, wo der Strom
in die Berge zu beiden Seiten eingezwängt war und daher nicht so
weit das umliegende Land unter Wasser setzte. Der Arno hat aber
nach Aufnahme seiner Hauptzuflüsse, der Sieve, des Bisenzio und
Ombrone hier schon seine volle Stärke und bei Hochwasser in diesem
engen Defilee, wo sich die Fluten der ganzen oberen Ebene stauen,

1) Morawetz Behelfe S. 30: „Von Montelupo abwärts durchgehend zwischen
Dämmen reguliert, in welcher Strecke das Flußbett höher liegt als das Anland.

2) Solche schmalen Stellen wären etwa bei Empoli 3, bei S. Miniato bei
Castelfranco 4, bei Pontedera 3'/2 Kilometer breit. Dabei ist in den oberen Teilen,
wo die Höhe des Arno etwa 20 Meter über dem Meere beträgt, die Höhenkurve von
30 Meter, und in dem unteren, wo sie etwa 15 beträgt, die Höhenkurve von 25 Meter
als Anfang des Hügellandes inbetracht gezogen.

3) Pol. III 82,1: noirjoäusvos dva^vyrjv and räiv xard rrjv (Paiaölav tötxoiv. —
Die Ausflucht, statt Faesulae Foeculae zu schreiben und diesen Ort mit dem modernen
Ficulle südlich von Chiusi zu identifizieren, wie Montanari will, oder zu vermuten,
daß hier, wie Faltin vorschlägt, ein anderes, sonst unbekanntes Faesulae, gemeint
sei, das bei Fojano gelegen habe, ist zu fadenscheinig, um einer Widerlegung zu
bedürfen.
 
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