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Der zweite Punische Krieg bis Cannae.
Die alte Straße, vielfach nur ein Maultierweg, den man bisher
bald unter, bald oberhalb der Chaussee bemerken konnte, verläßt denn
auch das Renotal ganz, steigt das Seitentälchen der Randarogna hin-
auf und geht über einen hohen Bergrücken mit mehreren hundert
Meter Steigung in sehr unbequemer Weise endlich wieder bei
Bagni della Porretta ins Renotal zurück. Das ist kein Weg, den in
Urzeiten ein Heer ziehen konnte.1)
Pass Coiiina. Weit offener und einladender ist dagegen das Seitental der
Limentra, welches etwa 4 Kilometer südlich von Bagni della Porretta
nach Osten zu von dem Haupttale abzweigt2).
Zwar geht hier am Eingange des Tales nördlich von Taviano die
Straße auch durch eine Enge, aber die Felsen sind hier nicht entfernt
so steil, daß sie nicht sehr wohl Platz auch für eine Naturstraße
ließen, und im ganzen weiteren Verlaufe des Tales läuft dann die neue
Chaussee fast überall in der Talsohle selbst hin oder wenig darüber
ohne große SInstruktionen und ohne Schwierigkeiten. Der alte Weg
ist an vielen Stellen bald über, bald unter der Straße sichtbar; oft
decken sich beide. So bleibt der Charakter des Tales bis zur Paß-
höhe der Collina (932 m), die von Spedaletto aus in wenig Windungen
erstiegen wird. Dann geht es scharf nach Pistoia hinunter3). Nach
Ausscheidung aller anderen Möglichkeiten darf man wohl diese Straße
als den Weg betrachten, den Hannibal bei seinem Apenninübergang
eingeschlagen hat,
Ergebnis. So stellt sich also der Marsch Hannibals über den Apennin
folgendermaßen dar. Das Heer bricht im Beginn des Frühlings aus
der Gegend von Bologna auf, steigt das Renotal hinauf, soweit es ein
breites und gut gangbares Tal darstellt, d. h. bis in die Gegend ober-
halb Bagni della Porretta, dann, sobald die Schluchten des Tales be-
ginnen, wendet man sich • östlich in das offenere Limentratal und
übersteigt den Paß von Collina in einer Höhe von 932 m. Von da
1) Der Weg steigt nach dem Dorfe Boschi (857 Meter) hinauf und geht
dann an dem steilen Abhänge hin über Granaglione (766 Meter) und Lustrale
(757 Meter) nach Capanne (533 Meter) und von dort nach Bagni della Porretta
(400 Meter) hinunter.
2) Es gibt 2 Limentra. Die hier gemeinte ist die westlichere.
3) Im Mittelalter reichte das Gebiet von Pistoia ohne Zweifel ins Limentratal
hinein, wie man aus dem Namen Sambuca Pistoiese am Nordende des Tales schließen
kann. Das, sowie der Name Spedaletto scheint darauf hinzuweisen, daß dieser Paß
auch damals stark begangen war.
Der zweite Punische Krieg bis Cannae.
Die alte Straße, vielfach nur ein Maultierweg, den man bisher
bald unter, bald oberhalb der Chaussee bemerken konnte, verläßt denn
auch das Renotal ganz, steigt das Seitentälchen der Randarogna hin-
auf und geht über einen hohen Bergrücken mit mehreren hundert
Meter Steigung in sehr unbequemer Weise endlich wieder bei
Bagni della Porretta ins Renotal zurück. Das ist kein Weg, den in
Urzeiten ein Heer ziehen konnte.1)
Pass Coiiina. Weit offener und einladender ist dagegen das Seitental der
Limentra, welches etwa 4 Kilometer südlich von Bagni della Porretta
nach Osten zu von dem Haupttale abzweigt2).
Zwar geht hier am Eingange des Tales nördlich von Taviano die
Straße auch durch eine Enge, aber die Felsen sind hier nicht entfernt
so steil, daß sie nicht sehr wohl Platz auch für eine Naturstraße
ließen, und im ganzen weiteren Verlaufe des Tales läuft dann die neue
Chaussee fast überall in der Talsohle selbst hin oder wenig darüber
ohne große SInstruktionen und ohne Schwierigkeiten. Der alte Weg
ist an vielen Stellen bald über, bald unter der Straße sichtbar; oft
decken sich beide. So bleibt der Charakter des Tales bis zur Paß-
höhe der Collina (932 m), die von Spedaletto aus in wenig Windungen
erstiegen wird. Dann geht es scharf nach Pistoia hinunter3). Nach
Ausscheidung aller anderen Möglichkeiten darf man wohl diese Straße
als den Weg betrachten, den Hannibal bei seinem Apenninübergang
eingeschlagen hat,
Ergebnis. So stellt sich also der Marsch Hannibals über den Apennin
folgendermaßen dar. Das Heer bricht im Beginn des Frühlings aus
der Gegend von Bologna auf, steigt das Renotal hinauf, soweit es ein
breites und gut gangbares Tal darstellt, d. h. bis in die Gegend ober-
halb Bagni della Porretta, dann, sobald die Schluchten des Tales be-
ginnen, wendet man sich • östlich in das offenere Limentratal und
übersteigt den Paß von Collina in einer Höhe von 932 m. Von da
1) Der Weg steigt nach dem Dorfe Boschi (857 Meter) hinauf und geht
dann an dem steilen Abhänge hin über Granaglione (766 Meter) und Lustrale
(757 Meter) nach Capanne (533 Meter) und von dort nach Bagni della Porretta
(400 Meter) hinunter.
2) Es gibt 2 Limentra. Die hier gemeinte ist die westlichere.
3) Im Mittelalter reichte das Gebiet von Pistoia ohne Zweifel ins Limentratal
hinein, wie man aus dem Namen Sambuca Pistoiese am Nordende des Tales schließen
kann. Das, sowie der Name Spedaletto scheint darauf hinzuweisen, daß dieser Paß
auch damals stark begangen war.