Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0210

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
188

Der zweite Panische Krieg bis Cannae.

5) nicht passend Auch die Truppendisposition Hannibals läßt sich nicht mit dem
dispVSoTund Terrain in Übereinstimmung bringen. Denn die östliche größere
zur Schlacht- Hälfte der Tuoroebene würden bei dieser Hypothese die Balearen

beschreibung. . . . • „ .

und Speerträger, also leichtbewaffnete Truppen, einnehmen. Ihre An-
griffsfront würde mindestens 3 Kilometer lang sein, und da diese
Truppe noch nicht 8000 Mann betrug, so wäre die durchschnittliche
Tiefe nur 2'/2 Mann; es läge also eine besonders für leichte Truppen
ganz unverhältnismäßig dünne Aufstellung vor. Umgekehrt wäre die der
Gallier und Reiter unverhältnismäßig dicht. Denn deren Angriffsfront
ist nur Vj-i Kilometer lang, und für diese Strecke stehen 30 000
Mann zur Verfügung mit Einschluß von 10 000 Reitern. Das ergäbe
eine durchschnittliche Tiefe von 12 Mann, also eine 5 mal größere
Massierung als bei den leichten Truppen, und dabei hätten diese
Truppen aller Voraussicht nach nur gegen eine Marschkolonne mit
untermischtem Train zu fechten gehabt (s. S. 158).

Hier also Vergeudung der Kräfte, dort unverständige Sparsamkeit.
Speziell die Reiterei würde hier so ungeschickt wie möglich stehen;
anstatt sie gegen Flanke und Rücken der angeblich aufmarschierten
römischen Schlachtordnung zu dirigieren, wie Hannibal das bei Cannae

Der Punkt 264 dicht am See ist nach Fuchs selber der einzige, von dem aus man
die Gegend allenfalls so sehen kann, wie er sie angesehen haben möchte, weil
man nur von einem so südlichen Punkte aus die ganze Bergkette als Einheit
überblicken und nur so auf den Gedanken verfallen kann, sie schließe einen
nv/.cov ein. Nun liegt dieser Punkt aber an einer Stelle, wo das Seeufer noch
heute in starkem Vordringen begriffen ist, und von der Nissen in seiner Landes-
kunde II 320 mit Recht sagt: Wenn man verfolgt, wie die Bäche (namentlich der
größte unter ihnen, der Macchiarone oder Sanguineto zwischen Gualandro und Tuoro)
dem See andauernd Boden abgewinnen, zunächst in schilfbewachsenen Sumpf um-
wandeln, allmählich erhöhen und austrocknen, so erscheint es unzweifelhaft, daß der
Uferrand vor 2 Jahrtausenden weit schmäler war, als er gegenwärtig ist". Ein Blick
auf die von diesen Bächen angeschwemmten Halbinseln bestätigt dies ebenso wie
die Karte des Danti (S. 184), welche nur 300 Jahre alt ist, von den weitvorspringenden
Halbinseln hier aber nichts weiß. Diese ganze Gegend liegt selbst heute nach Er-
öffnung des Emissärs nur 1—3 Meter über dem Seespiegel und ist sicher im Altertum
See oder wenigstens Sumpf gewesen. Die Auffassung der zwei getrennten Strand-
ebenen von Sanguineto und Vernazzano als eines einheitlichen Tales erscheint
heute bei Betrachtung der Karte allenfalls möglich, war aber im Altertum ohne
eine solche und von dem für den Beschreiber natürlichen Standpunkt von der Straße
aus gar nicht denkbar. — Eine Anzahl von Forschern, die die Tuorohypothese
trotzdem für richtig halten, erklären denn auch ganz offen, daß das Terrain
zur Beschreibung des Polybios schlechterdings nicht passe. So Neumann (Nr. 25
S. 334) Faltin (Nr. 29 S. 264. Nr. 30 S. 1017. Stürenburg (Nr. 26 p. 5). Das heißt
aber doch, die Tuorotheorie selbst für bankerott erklären.
 
Annotationen