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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0211

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Trasimenus und Plestia. 2. Die Kontroverse und ihre Kritik.

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gemacht hat, und sie so den schwer arbeitenden Iberern und Afri-
kanern in der Ebene, wo sie herrlich zu brauchen war, zur Unter-
stützung zu senden, wird sie nur gegen den hinteren Teil der Marsch-
kolonne benutzt, noch dazu in einem Defilee. Denn in einem solchen
hat sie ja nach Polybios ausdrücklicher Angabe ihre Tätigkeit ent-
faltet. Wie man sich das bei Borghetto vorstellen soll, wo sie die
Enge gar nicht von außen, sondern nur von innen erreichen konnte,
ist auch nicht zu verstehen.

Auch sonst läßt sich die Schlachtschilderung nicht mit diesem
Gelände vereinigen. Eines der charakteristischen Merkmale ist nach
unseren Quellen (s. die Belege S. 166), daß die karthagischen Truppen
fast an allen Punkten von oben herab angreifen, daß sie die
Berge hinunterstürmen und auf die Römer fallen. Davon kann
hier keine Rede sein. Denn die Kernmasse von Hannibals Heer, die
schweren Afrikaner und Spanier sind hier überhaupt in der Ebene
aufgestellt, die Leichten haben von den Hügeln aus etwa 1, die
Gallier und Reiter l]/2 Kilometer durch die Ebene zu marschieren, ehe
sie die Straße erreichen1). — Auch bleibt es unverständlich, wieso die
6000 Römer, welche durchgebrochen waren, glauben konnten, sie
würden noch auf Feinde stoßen, wenn sie die Afrikaner und Spanier
besiegt gehabt hätten, und wie man sie am folgenden Tage einholen
und gefangen nehmen konnte, wenn sie sich auf der Straße nach
Perugia befanden, das nur einige 20 Kilometer entfernt war. (S. 165).

Aus allen diesen Gründen erscheint die Clüver-Fuchssche Hypo-
these unannehmbar.

Die meisten der hier berührten Schwierigkeiten gelten nun aber
nicht für diese Hypothese allein, sondern finden auch auf die anderen
Rekonstruktionen der Schlacht in diesem Gelände entsprechende An-
wendung. Ich kann daher bei der Kritik derselben im folgenden
kürzer sein.

Für die Theorie der Gruppe Nissen-Stürenburg wäre noch nach-
zutragen, daß der wichtigste Punkt des ganzen Defilees, der Ausgang

1) Wie der Gang der Niveaulinien auf der Hauptkarte zeigt, ist in dem östlichen
Teile der Ebene der Fuß der Hügel etwa bei Niveaulinie 280 anzusetzen, die durch-
schnittlich 1 Kilometer von der Straße entfernt bleibt. Da die Straße hier 264 Meter
hoch liegt, so ist die Senkung in diesem Teile 1,6 Proz. d. h. für die Praxis gleich
Null. Im westlichen Teile der Ebene ist sie noch geringer. Mit Recht fragt daher
Groebe (Nr. 52) S. 594, wie bei diesem Terrain von einem Hinterhalt „super caput"
die Rede sein könne.
 
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