Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0249

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Callicula. 3. Tatsächlicher Hergang der Operationen.

227

römischen Heeres gegenüber Platz genug gehabt haben, um nach der
Seite hin auszuweichen, da die Hänge der Rocca Monfina auf dem
anderen Rande der Ebene äußerst allmählich ansteigen. Aber wir
wissen ja nicht, wie der Abhang der Rocca Monfina damals aasge-
sehen hat. Er kann bewaldet oder sonst ungangbar gewesen sein,
und vor allem hat man bei der Situation nie zu vergessen, daß Hannibal
mit einem ungeheuren Proviantzuge beschwert marschieren mußte.
Hannibals Lage, als er im Becken von Teano ankam und beide Aus-
gänge versperrt sah, war nicht gerade bequem zu nennen. Zwar
davon, daß er völlig eingeschlossen gewesen wäre und nicht zurück
gekonnt hätte, kann keine Rede sein. Der Übergang über den Vol-
turnus konnte ihm nicht verwehrt werden. Denn Casilinum ist nicht
der einzige Punkt, wo dieser Fluß überschreitbar wäre. Der Besitz
dieser Stadt sicherte dem Fabius nur die Möglichkeit eines schnellen
Nachrückens, wenn Hannibal weiter unterhalb irgendwo den Fluß
passiert hatte, der ja kein so großes Hindernis bietet, daß eine Armee
von 50000 Mann, die Herr der ganzen Ebene auf einem Ufer ist, sich
nicht im Verlauf weniger Tage die Mittel hätte verschaffen können,
um eine Schiffbrücke über ihn zu schlagen. Aber wer bürgte dafür,
daß ihm nicht dann bei dem Weitermarsch durch die Berge, etwa in
der Richtung auf Benevent, das römische Heer, dem ja durch den
Besitz von Casilinum ein hindernisloser Übergang über den Fluß frei-
stand, wieder irgendwo in den Weg trat und die Situation sich wo-
möglich in verschlimmertem Maße erneuerte. Irgendwo mußte es
versucht werden, trotz des großen Trains an den Römern vorbei-
zukommen und zunächst daher natürlich da, wo man sich einmal
gegenüberstand.

Ein Flankenmarsch an dem römischen Hauptheere vorbei mit
allen Vorsichtsmaßregeln wäre bei den taktischen Verhältnissen des

1) Marzauello liegt 325 Meter hoch, also rund 200 Meter über dem dortigen
Teil der Ebene. Diese Steigung verteilt sich auf etwa S00 Meter horizontale Ent-
fernung; also 25°,o- Das Lager des Marcellus über Suessula die castra Claudiana,
dessen Platz feststeht, weil es über Suessula überhaupt keinen anderen gibt, hat
einen ganz ähnlichen Charakter. Auch hier ist die Steigung und Höhe über der
Ebene fast dieselbe: Das Castello liegt 207, die Station 37 Meter hoch; die hori-
zontale Entfernuug ist auch ca. S00 Meter, also etwa 21°/o Steigung. Man sieht,
wie vorsichtig noch ein Marcellus Hannibal gegenüber war. Es ist kein Wunder,
wenn Fabius auf solche sonst für römische Lager ungewohnten Höhen hinaufkruch
und recht bezeichnend für seine vorsichtige Kriegführung.

15*
 
Annotationen