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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0250

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228

Der zweite Punische Krieg bis Cannae.

Altertums vielleicht keine ganz unmögliche, aber doch eine sehr ge-
fährliche Operation gewesen, die aller Wahrscheinlichkeit nach nicht
ohne namhafte Verluste bewerkstelligt werden konnte.

Auch eine Forzierung des Passes von Borgo S. Antonio hatte
seine großen Schwierigkeiten. Der Sturm auf das Lager mußte sehr
überlegene Kräfte in Anspruch nehmen, konnte ohne starke Verluste
überhaupt nicht gelingen und setzte den zurückbleibenden Teil des
Heeres und den ganzen Train der Gefahr aus, unter recht ungünstigen
Verhältnissen vom Hauptgegner angefallen zu werden. Ja selbst ein
Abzug des Heeres durch den geöffneten Paß brachte die Armee Hanni-
bals in eine ähnliche Lage wie bei einem Flußübergange. Der Gegner
konnte warten, bis so viele durch den Paß hindurch waren, daß er
über die Zurückgebliebenen die unzweifelhafte Übermacht hatte, und
dann mit Gewalt über sie herfallen.

Alle diese Schwierigkeiten ließen Hannibal auf einen anderen
Ausweg denken, nachdem — wenn wir in diesem Punkte der Er-
zählung des Livius trauen wollen — ein Rekognoszierungsgefecht
volle Klarheit über die Lage gebracht hatte1).

Der Bergriegel von Vairano hat in der Mitte eine tiefe Ein-
senkung. Während sich seine Gipfel rechts und links davon mehr als
450 Meter über die Ebene erheben, hat man auf dieser Einsenkung
nur ein Drittel der Höhe zu ersteigen und kommt dann schon auf
der Nordseite in das Volturnustal hinunter2). Diese Lücke im Ge-
birge fällt von der südlichen Ebene aus, wo wir uns Hannibals Lager
zu denken haben, außerordentlich stark ins Auge, wie die beifolgende
Abbildung (Bild 17 u. 19) das veranschaulicht3).

Der Übergang war von den Römern nicht besetzt, und wenn man
die Natur des Beckens von Teano berücksichtigt, kann man das sehr
gut verstehen. Er war nicht der einzige seiner Art. Hätte man alle

1) Livius erzählt XXII 16 von einem Gefechte zwischen Puniern und Römern am
Tage nach der Ankunft Hannibals vor der römischen Stellung (s. Anhang S. 234).
Polybios schweigt davon. Es scheint, daß dem überhaupt nichts Tatsächliches zu
Grunde liegt. Livius stellt sich dieses Gefecht offenbar in der Nähe von Casilinum
vor, was unmöglich ist.

2) Die Ebene bei Borgo S. Antonio ist 110 Meter hoch, der Übergang bei
Pietravairano 272, die höchsten Punkte von Monte Cajevola und Monte S. Nicolo
betragen 580 und 561 Meter.

3) Hannibals Lager lag iv toZs inmiSois vn' avzfjv t^v naqwosiav (Pol. III
93, 1.) Man hat es sich also etwa zwischen dem Hügel von S. Feiice und dem
Monte Cajevola zu denken.
 
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