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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0322

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Cannae. 1. Das Lokalproblem.

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Generalstabes vor, so würde man nach dem Augenschein überhaupt
zweifeln können, ob eine Neigung vorhanden ist1).

Ein weiterer Einwand betrifft die Ereignisse nach der Schlacht, Nach der
Man hat nämlich geglaubt, aus der Tatsache, daß die Reste der
römischen Armee sich in Canusium sammelten und Yarro mit einigen
Reitern sogar nach Venusia verschlagen wurde, einen Grund gegen
diese Ansetzung der Schlacht entnehmen zu können. Denn es er-
schien unwahrscheinlich, daß die geschlagenen Römer im Rücken der
Karthager ihre Zuflucht gesucht hätten.

Indessen ist gerade das Gegenteil richtig. Die Fußtruppen, welche
sich in der Schlacht durchschlagen, brechen natürlich nach vorne hin
durch. Hinten standen Hasdrubals gefürchtete Reiterscharen, vorn die
verhältnismäßig schwachen Bataillone der Gallier und Spanier. Unsere
Überlieferung gibt diesen Verlauf positiv an (s. S. 318 A. 2), und er
hat an den Ereignissen von der Trebia und vom Trasimenus seine
Analogieen. Auch wird diese Möglichkeit von den Gegnern selbst
zugestanden.

Bei der Reiterei Varros liegt die Sache noch klarer. Dieser
Flügel wich nicht dem Angriff der Numider von vorn, sondern dem
Hasdrubals von hinten. Als man dessen schwere Reiterscharen von
hinten heranbrausen sah, warf sich die ganze Kavallerie Varros in wilde
Flucht, die dann natürlich nach Süden zu ging2), nach den Gegenden
von Canusium und Venusia.

Nachdem die durchgebrochenen Fußtruppen und die flüchtige
Reiterei diese Richtung genommen hatten, war es nur natürlich, daß
man auch in der Nacht nach der Schlacht in den beiden Lagern an
einen Rückzug nach Canusium dachte (s. S. 285), geradeso wie Scipio
sich nach der Niederlage an der Trebia nach Placentia wandte, wo-

1) Ähnlich äußern sich darüber Strachan-Davidson p. 38 und Tozer ib. p. 669.

2) Pol. III 116,5: (Das Gefecht zwischen Numidern und Römern ist eine nichts
entscheidende Plänkelei) dann 6: inti S,ol nrpi rdv läodpovßav, anoy.Tf.iiuvree rovs
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eKxlivavTrg änr/wpow. — Daß Reiter auch nach Cannae versprengt sind, wird nicht
berichtet. Polybios spricht von 2000 Reitern, die auf der Flucht in den xarä rf>v
ychoav iov.uaTa gefangen seien (III 117,12); also nicht gerade in Cannae. Livius
spricht von 2000 durchgebrochenen Soldaten, die in Cannae gefangen seien (XXII
49,13). Die Livianische Nachricht ist wobl eine von den willkürlichen Umbiegungen
der ächten Tradition, die sich bei ihm so häufig finden, s. Beilage III: Polybios u.
Livius.
 
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