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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0323

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298

Der zweite Puuische Krieg bis Cannae.

hin die 10 000 durchgebrochen waren. Nun versteht man auch das bei
der Linksufertheorie so unerklärliche Schwanken der Truppen, ob man
von dem großen oder kleinen Lager aus dorthin zu kommen versuchen
sollte (S. 292)? Denn auf der Seite des kleinen Lagers lag Canusium,
lag aber auch wahrscheinlich Hannibals siegreiches Heer nahe beim
Schlachtfelde im Biwak, auf der Seite des großen lag Hannibals Lager
mit seiner Besatzung, und man mußte dann vom kleinen Lager aus
zweimal über den Fluß. Rechts oder links um die Karthager herum,
das war also die schwere Frage. So erklärt sich denn auch, daß
beide Lager am folgenden Tage kapituliert haben. Sie hatten den
Mut zu dieser Umgehung in der Nacht nicht aufgebracht, und nun
war es zu spät. Bei jeder Ansetzung der Schlacht oberhalb Cannae
sind diese Vorgänge kaum verständlich.

slhiacht Endlich erhalten auch die gesamten Operationen und Bewegungen

vor der Schlacht bei dieser Auffassung erst ihren richtigen Sinn und
Zusammenhang, obgleich man eigentümlicher Weise gerade hier die
größten Schwierigkeiten hat linden wollen.

Man hat nämlich behauptet, es sei unbegreiflich, warum sich
die Börner zwischen Hannibal und das Meer hätten einschieben
sollen, indem sie um ihn „geradezu herumgehend eine Stellung ohne
natürlichen Rückzug wählten", während sie doch die Möglichkeit ge-
habt hätten, ihn zur Schlacht herauszufordern, wenn sie mit einer
guten natürlichen Rückzugslinie aus dem Hügellande etwas in die
Ebene vorrückten. Auch die Weigerung des Paulus zu schlagen, sei
in dieser ' Situation „absurd". Hannibal hätte die Römer hier ohne
Schlacht einfach nicht mehr fortgelassen, und der Versuch ohne eine
solche abzumarschieren, hätte das römische Heer „einer sofortigen
Katastrophe ausgeliefert". Der Ausdruck des Polybios, man habe das
Heer nicht mehr „sicher" (docfa/.öiv) fortführen können, passe daher
hier nicht. Endlich wird auch die Anlage des kleinen römischen
Lagers am Aufidus bemängelt (Delbrück).

Allgemeine Aber diese Einwände sind nichtig. Sie beruhen teilweise auf

strategische

Situation, unrichtigem Quellenverständnis, teilweise auf einer irrigen Auffassung
der strategischen Gesamtsituation.

Nicht nur um sie zu widerlegen, was sich von selber ergeben
wird, sondern um in das Verständnis dieser ganzen Situation ein-
zuführen und aus ihr den Gang dieses Feldzuges überhaupt zu er-
schließen, wird es angemessen sein, zum Schlüsse unserer Erörterungen
 
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