Beilage II: Taktische Fragen zur Schlacht bei Cannae. 3ßi
Anteilnahme der zunächst stehenden hinteren Glieder, die den Augen-
blick nicht erwarten konnten, auch an den Feind zu kommen, und bis
dahin wenigstens durch Geschrei und Aufmunterung ihre kämpfenden
Kameraden unterstützten, wenn sie konnten, gelegentlich einsprangen,
um einen Hieb aufzufangen, einen Stoß zu führen, Verwundete zurück-
zuleiten, Tote wegzuziehen. Sehr lebhaft wird uns dies Stadium des
Kampfes bei Philippi geschildert, wo es heißt: Mit den blanken
Schwertern stürzten sie zusammen, hieben und wurden gehauen und
stießen einander aus der Schlachtbreite . . . Mord und Stöhnen war
überall, und die Leichen wurden von unten her weggezogen und an-
dere traten an die Stelle aus den hinteren Gliedern. Die Feldherren
(ermunterten sie und) wechselten die ermüdeten (Abteilungen) aus, so
daß der Mut bei denen in der Front immer frisch blieb"1).
Auf dieses Stadium des Kampfes ist nun die oft besprochene "Weiter Rotten-
Angabe des Polybios (XVIII 30, 7f.) zu beziehen, nach welcher während abstand dabeL
des Einzelkampfes (rfjg ßd%r]g xar' ävdga rrjv xlvrjoiv laußa-
vovorjg) jeder Legionär einen Frontraum von 6 Fuß brauchte.
Zwar hat Delbrück in seiner Polemik (Kriegsk. I 1 427), in der
er für einen Frontraum von nur 3 Fuß eintritt, die Möglichkeit einer
so weiten Distanz geläugnet und meinen Nachweis, daß der römische
Legionär, um seine Waffe mit voller Freiheit gebrauchen zu
können, diesen Frontraum nötig hatte und daß er ihm deshalb nach
Polybios „durchschnittlich" zugewiesen sei, zu widerlegen gesucht.
Aber durchschlagende Gründe hat er m. E. dafür nicht vorgebracht.
Er meint nämlich, daß, wenn meine Behauptung richtig wäre, der
Soldat einerseits in der Schlacht gar nicht habe fechten können, weil
ihm der Raum teils durch Kameraden, teils durch den Gegner be-
schränkt worden sei, und daß anderseits die Lücken zu groß hätten
werden müssen, so daß die Feinde eindringen konnten. Polybios habe
daher an einen solchen „Durchschnitt" nicht denken können.2)
1) App. civ. V 128,534f.: yvfivots rols ^iyioi ovuTii.cy.öiiEvoi t/.oTiTov Te xai
ixÖTiTovTo xai u/J.rj'/.ovs i^cbd'ovv and rrjs rä^sois . . . cpövos §s fjv xai oröros no/.vs
xai rä uiv owuara avToli vTif^ffpsosro, sripoi S& avTixu&LOTaiTo ty. rwr inire-
Tayuevcov (Eilizelablösung). ol arparrjyoi Se acf äs . . naoty.al.ovv . . xai rovs xexut]-
xöras iv7]laaaov (Abteilungsablüsung), föare 6 &vaos dsi roli Ini rov usrwnov
xatvös fjv,
2) Besonders — meint Delbrück — wären die Römer beim „ersten Zusammen-
stoß" des Gebrauches ihrer Waffen beraubt gewesen, weil man dabei auch nach
meiner Ansicht noch auf 3 Fuß stand. — Das stimmt nicht ganz. Wenn man mit
Anteilnahme der zunächst stehenden hinteren Glieder, die den Augen-
blick nicht erwarten konnten, auch an den Feind zu kommen, und bis
dahin wenigstens durch Geschrei und Aufmunterung ihre kämpfenden
Kameraden unterstützten, wenn sie konnten, gelegentlich einsprangen,
um einen Hieb aufzufangen, einen Stoß zu führen, Verwundete zurück-
zuleiten, Tote wegzuziehen. Sehr lebhaft wird uns dies Stadium des
Kampfes bei Philippi geschildert, wo es heißt: Mit den blanken
Schwertern stürzten sie zusammen, hieben und wurden gehauen und
stießen einander aus der Schlachtbreite . . . Mord und Stöhnen war
überall, und die Leichen wurden von unten her weggezogen und an-
dere traten an die Stelle aus den hinteren Gliedern. Die Feldherren
(ermunterten sie und) wechselten die ermüdeten (Abteilungen) aus, so
daß der Mut bei denen in der Front immer frisch blieb"1).
Auf dieses Stadium des Kampfes ist nun die oft besprochene "Weiter Rotten-
Angabe des Polybios (XVIII 30, 7f.) zu beziehen, nach welcher während abstand dabeL
des Einzelkampfes (rfjg ßd%r]g xar' ävdga rrjv xlvrjoiv laußa-
vovorjg) jeder Legionär einen Frontraum von 6 Fuß brauchte.
Zwar hat Delbrück in seiner Polemik (Kriegsk. I 1 427), in der
er für einen Frontraum von nur 3 Fuß eintritt, die Möglichkeit einer
so weiten Distanz geläugnet und meinen Nachweis, daß der römische
Legionär, um seine Waffe mit voller Freiheit gebrauchen zu
können, diesen Frontraum nötig hatte und daß er ihm deshalb nach
Polybios „durchschnittlich" zugewiesen sei, zu widerlegen gesucht.
Aber durchschlagende Gründe hat er m. E. dafür nicht vorgebracht.
Er meint nämlich, daß, wenn meine Behauptung richtig wäre, der
Soldat einerseits in der Schlacht gar nicht habe fechten können, weil
ihm der Raum teils durch Kameraden, teils durch den Gegner be-
schränkt worden sei, und daß anderseits die Lücken zu groß hätten
werden müssen, so daß die Feinde eindringen konnten. Polybios habe
daher an einen solchen „Durchschnitt" nicht denken können.2)
1) App. civ. V 128,534f.: yvfivots rols ^iyioi ovuTii.cy.öiiEvoi t/.oTiTov Te xai
ixÖTiTovTo xai u/J.rj'/.ovs i^cbd'ovv and rrjs rä^sois . . . cpövos §s fjv xai oröros no/.vs
xai rä uiv owuara avToli vTif^ffpsosro, sripoi S& avTixu&LOTaiTo ty. rwr inire-
Tayuevcov (Eilizelablösung). ol arparrjyoi Se acf äs . . naoty.al.ovv . . xai rovs xexut]-
xöras iv7]laaaov (Abteilungsablüsung), föare 6 &vaos dsi roli Ini rov usrwnov
xatvös fjv,
2) Besonders — meint Delbrück — wären die Römer beim „ersten Zusammen-
stoß" des Gebrauches ihrer Waffen beraubt gewesen, weil man dabei auch nach
meiner Ansicht noch auf 3 Fuß stand. — Das stimmt nicht ganz. Wenn man mit