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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0387

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Der zweite Panische Krieg bis Cannae.

Dabei übersieht indessen Delbrück vollkommen, daß Polybios ja
gerade sagt, die Römer hätten den erweiterten Raum beim Einzel-
kampfe gebraucht, um die Waffen gut führen zu können (et fiellovoiv
evyoijOTsiv TtQÖg rö deov.) Polybios bestimmt also ebenso wie ich das,
was man den „Normalfrontraum" oder — was dasselbe ist —• den
„Durchschnittsraum" des Schwertkämpfers nennen kann, und setzt ihn
im Verhältnis zu dem Normalfrontraum des Phalangiten auf das Dop-
pelte an. Wurde ihm dieser in der Schlacht durch Nachbarn oder Gegner,
zwischen die er eingedrungen war, beschränkt, was selbstverständlich
sehr oft vorkommen mußte, so war natürlich nicht sofort die vollkommene
Kampfunfähigkeit vorhanden, sondern es sank mit der zunehmenden
Beschränkung die Möglichkeit freier und ausgiebiger Waffenführung
schrittweise, bis sie bei einem Frontraum von 3 Fuß auf ein äußerst
bescheidenes Maß reduziert war, bei dem von einem wirksamen Ge-
brauch der Waffe überhaupt nicht mehr die Rede sein konnte. Und
wenn anderseits die Kämpfer im Getümmel weiter auseinanderkamen,
als nötig, so war freilich die Gefahr des Eindringens der Gegner
da, der dann die hinteren Glieder zu begegnen hatten. Aber daß man
einen Abstand in der Schlacht sehr oft nicht einhalten kann, ist
natürlich kein Grund, ihn nicht der Berechnung und Aufstellung
zugrunde zu legen. Denn die gedachten Mängel, in der Praxis bald
zu eng, bald zu weit zu werden, teilt dieser Normalfrontraum mit
jedem andern.

Nicht mehr Durchschlagendes bringt Delbrück bei der dann hier
wiederholten Behauptung vor, daß der römische Schwertkämpfer nach
s. Ansicht mit 3 Fuß Frontraum ganz gut habe fechten können. Er
hält alles Ernstes an der bizarren Vorstellung fest, daß die Römer
im Einzelkampfe immer nur mit gekrümmtem Arme von hinten nach
vorne durch einen engen Spalt von 15 Zentimeter, der zwischen den
Schilden zweier Nachbarn übrig blieb, hindurchgestoßen hätten, während
ich doch, ohne widerlegt zu sein, nachgewiesen hatte, daß die Wirk-
samkeit der furchtbaren und mit Recht gefürchteten Waffe des spa-
nischen Schwertes ja eben gerade darauf beruhte, daß man mit ihm
alle möglichen Hiebe und Stöße führen konnte, und daß dessen Kraft

dem Choc angreifen wollte, ja. Aber dann war auch kein Einzelkampf, sondern
Massendruck beabsichtigt. Wenn man dagegen das Gefecht mit dem Einzelkampf
eröffnen wollte, wie sich das gegenüber der makedonischen Phalanx empfahl, so
wird man von Anfang an die weitere Stellung genommen haben. Vgl. über die Er-
öffnung des Kampfes unten S. 36T f.
 
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