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Der zweite Pimische Krieg nach Caunae.
führt, während jene in das weite obere Tibertal hinabführen, von
wo mit Leichtigkeit sowohl gegen Etrurien hin, wie gegen Umbrien
operiert werden konnte1).
Um dasselbe Problem der Verhinderung eines Einbruches nach
Mittel- und Süditalien zu lösen, hatten die Römer im Jahre 217 zwei
Operationsarmeen aufgestellt, die eine an dem Nordfuße des Gebirges bei
Ariminum, die andere an seiner Südseite bei Arretium. Diese beiden
Armeen hatten ihren Zweck nicht erfüllt. Hannibal hatte beide
umgangen, und obgleich ihm die Schlacht am Trasimenus allermin-
destens drei Marschtage gekostet hat, erreichte er doch noch früher
als der auf der via Flaminia zurückmarschierende Servilius diese Straße
bei Foligno und schob sich südlich von ihm vorbei nach Picenum und
von da nach Süditalien vor. (s. S. 140. 193 ff.) Selbst bei dem Vor-
handensein von zwei Operationsarmeen, war also ein so weit nach
Nordosten vorgeschobenes Heer, wie das des Servilius, völlig unfähig ge-
wesen, bei der Verhinderung des feindlichen Durchbruches mitzuwirken.
Nun hatten aber die Römer im Jahre 207 nicht einmal zwei,
sondern nur eine wirkliche Operationsarmee gegen Hasdrubal aufge-
stellt. Denn die beiden Korps des Varro in Etrurien und des Porcius
in Gallien können wegen ihrer Schwäche nicht als Operationsarmeen,
sondern nur als Beobachtungskorps angesehen werden2;.
Es wäre daher der größte Fehler gewesen, den man hätte machen
können, wenn man diese Armee bis Fano, welches nur etwa 45 Kilo-
meter von Rimini entfernt und noch weiter östlich liegt, vorgeschoben
hätte.
Notwendigkeit Die strategische Situation verlangte vielmehr unbedingt, daß man
steiiung^inter die einzige Operationsarmee, die man hatte, hinter dem Gebirge zu-
dem Gebirge, j-jicfchielt, und zwar soweit dahinter, daß man, sobald Hasdrubal seine
Marschroute durch Benutzung eines der Apenninenpässe definitiv fest-
1) Sironi S. 601: La piauura di ATal Tiberiua (so heißt das obere Tibertal von
S. Sepolcro bis Citta di Castello) e localitä ottima ad adunarvi truppe per operare
tanto verso il basso (gegen Perugia, Foligno usw.), quanto verso il piano d'Arezzo
(weil die Übergänge äußerst bequem sind), la valle del Metauro e le sorgenti del
fiume. Das ist wohl auch der Grund, weshalb Nissen in seiner Kritik Oehlers den
Apeiminübcrgang ins obere Tibertal ganz richtig als den gebotenen Weg bezeichnet,
wenn Hasdrubal nach Westumbrien gelangen wollte. Lehmann irrt, wenn er in
diesem Zusammenhange von Sarsina spricht (Nr. 39 S. 367j. Der Weg über Sarsina
führt ins Casentino.
2) s. die Beilage: Streitkräfte der Römer speziell S. 491.
Der zweite Pimische Krieg nach Caunae.
führt, während jene in das weite obere Tibertal hinabführen, von
wo mit Leichtigkeit sowohl gegen Etrurien hin, wie gegen Umbrien
operiert werden konnte1).
Um dasselbe Problem der Verhinderung eines Einbruches nach
Mittel- und Süditalien zu lösen, hatten die Römer im Jahre 217 zwei
Operationsarmeen aufgestellt, die eine an dem Nordfuße des Gebirges bei
Ariminum, die andere an seiner Südseite bei Arretium. Diese beiden
Armeen hatten ihren Zweck nicht erfüllt. Hannibal hatte beide
umgangen, und obgleich ihm die Schlacht am Trasimenus allermin-
destens drei Marschtage gekostet hat, erreichte er doch noch früher
als der auf der via Flaminia zurückmarschierende Servilius diese Straße
bei Foligno und schob sich südlich von ihm vorbei nach Picenum und
von da nach Süditalien vor. (s. S. 140. 193 ff.) Selbst bei dem Vor-
handensein von zwei Operationsarmeen, war also ein so weit nach
Nordosten vorgeschobenes Heer, wie das des Servilius, völlig unfähig ge-
wesen, bei der Verhinderung des feindlichen Durchbruches mitzuwirken.
Nun hatten aber die Römer im Jahre 207 nicht einmal zwei,
sondern nur eine wirkliche Operationsarmee gegen Hasdrubal aufge-
stellt. Denn die beiden Korps des Varro in Etrurien und des Porcius
in Gallien können wegen ihrer Schwäche nicht als Operationsarmeen,
sondern nur als Beobachtungskorps angesehen werden2;.
Es wäre daher der größte Fehler gewesen, den man hätte machen
können, wenn man diese Armee bis Fano, welches nur etwa 45 Kilo-
meter von Rimini entfernt und noch weiter östlich liegt, vorgeschoben
hätte.
Notwendigkeit Die strategische Situation verlangte vielmehr unbedingt, daß man
steiiung^inter die einzige Operationsarmee, die man hatte, hinter dem Gebirge zu-
dem Gebirge, j-jicfchielt, und zwar soweit dahinter, daß man, sobald Hasdrubal seine
Marschroute durch Benutzung eines der Apenninenpässe definitiv fest-
1) Sironi S. 601: La piauura di ATal Tiberiua (so heißt das obere Tibertal von
S. Sepolcro bis Citta di Castello) e localitä ottima ad adunarvi truppe per operare
tanto verso il basso (gegen Perugia, Foligno usw.), quanto verso il piano d'Arezzo
(weil die Übergänge äußerst bequem sind), la valle del Metauro e le sorgenti del
fiume. Das ist wohl auch der Grund, weshalb Nissen in seiner Kritik Oehlers den
Apeiminübcrgang ins obere Tibertal ganz richtig als den gebotenen Weg bezeichnet,
wenn Hasdrubal nach Westumbrien gelangen wollte. Lehmann irrt, wenn er in
diesem Zusammenhange von Sarsina spricht (Nr. 39 S. 367j. Der Weg über Sarsina
führt ins Casentino.
2) s. die Beilage: Streitkräfte der Römer speziell S. 491.