Metaums. 3. Die strategische Lage.
443
nicht sofort zur Schlacht gekommen, sondern längere Zeit gegenüber
gelagert hätten. Und auch unsere dritte Quelle Appian erzählt nur
davon, daß beide Konsuln mit ganzer Macht bei Sena zusammenge-
kommen seien (owfjld-ov ig %ö avrö) und sich Hasdrubal gegenüber
gelagert hätten (s. S. 429 A. 1). Alle diese Bemerkungen, die man bis-
her nicht richtig verstanden oder übersehen hatte1), werden klar,
wenn man den von uns entwickelten Kriegsplan zu Grunde legt, der
also mit dem Quellenbefund in bestem Einvernehmen steht. Wenn
man dagegen, wie die bisherige Ansicht war, den Livius Salinator von
Anfang an irgendwo auf der Küstenstraße Stellung nehmen läßt —
und auch das ist ja, wie ausdrücklich betont werden muß, gleichfalls
nur eine Annahme — so erscheint weder Sena noch Fano als Ver-
teidigungsstellung plausibel, da man sich vergebens fragt, weshalb
der Konsul dann nicht gleich bis Ariminum, dem gewöhnlichen Waffen-
platz der Römer in diesen Gegenden, vorgegangen ist. Zeit genug
müßte er dazu gehabt haben, da Hasdrubals Alpenübergang erst in
Norditalien bekannt wurde, als der neue Praetor sich schon an Ort
und Stelle befand, und da Hasdrubal dann noch bei der Belagerung von
Placentia einen längeren Aufenthalt hatte2).
So wird also die meines Wissens von keiner Seite bezweifelte Tat-
sache, daß das erste Zusammentreffen des Konsuls Livius mit Hasdru-
bal nicht bei Ariminum, sondern viel weiter südlich, irgendwo in der
Nähe des Metaurus anzusetzen sei. zu einer neuen Stütze für die An-
nahme einer Zentralstellung hinter dem Apennin, und diese Zentral-
stellung ihrerseits macht wieder die Annahme, daß die Römer dem
1) vgl. darüber Oehler (Nr. 21) der 8. 25 auf die Wichtigkeit dieser Bemer-
kungen aufmerksam macht. — So hat z. B. die angeführte Stelle Appians neben
anderen ebensowenig durchschlagenden Gründen, Veranlassung gegeben, eine zweite
Tradition neben der Livianischeu zu konstruieren, die von einem Gewaltmarsche
Neros aus Unteritalien nach Sena nichts gewußt habe. Diese Hyperkritik Bossis
(Nr. 18) ist von Henderson (Nr. 27) 433f mit Recht zurückgewiesen worden.
2) Liv. XXVII 39,2 meldet der neue Praetor Porcius „ex Gallia" Hasdrubals
Alpenübergang, ib. 10; ist von Hasdrubals langem Aufenthalt bei Placentia die
Rede. — Eine anfängliche Stellung im Polaude nimmt denn auch Niebuhr H 125 an.
aber ohne Stütze in den Quellen. Lehmann (Nr. 31) S. 205 glaubt, Livius habe etwa
4—5 Wochen ruhig bei Fano gestanden — als ob er mit absoluter Sicherheit darauf
hätte rechnen können, daß Hasdrubal ihm zu Gefallen gerade hier vorbeimarschieren
würde, —■ und Rospatt S. 104 macht dem Livius Salinator heftige Vorwürfe über seine
Untätigkeit, daß er den Hasdrubal so weit habe kommen lassen. Lauter Verlegen-
heiftsauskünfte aus falscher Auffassung der Gesamtsituation. — Uber die Bedeutung
von Ariminum s. Nissen Landesk. II 248.
443
nicht sofort zur Schlacht gekommen, sondern längere Zeit gegenüber
gelagert hätten. Und auch unsere dritte Quelle Appian erzählt nur
davon, daß beide Konsuln mit ganzer Macht bei Sena zusammenge-
kommen seien (owfjld-ov ig %ö avrö) und sich Hasdrubal gegenüber
gelagert hätten (s. S. 429 A. 1). Alle diese Bemerkungen, die man bis-
her nicht richtig verstanden oder übersehen hatte1), werden klar,
wenn man den von uns entwickelten Kriegsplan zu Grunde legt, der
also mit dem Quellenbefund in bestem Einvernehmen steht. Wenn
man dagegen, wie die bisherige Ansicht war, den Livius Salinator von
Anfang an irgendwo auf der Küstenstraße Stellung nehmen läßt —
und auch das ist ja, wie ausdrücklich betont werden muß, gleichfalls
nur eine Annahme — so erscheint weder Sena noch Fano als Ver-
teidigungsstellung plausibel, da man sich vergebens fragt, weshalb
der Konsul dann nicht gleich bis Ariminum, dem gewöhnlichen Waffen-
platz der Römer in diesen Gegenden, vorgegangen ist. Zeit genug
müßte er dazu gehabt haben, da Hasdrubals Alpenübergang erst in
Norditalien bekannt wurde, als der neue Praetor sich schon an Ort
und Stelle befand, und da Hasdrubal dann noch bei der Belagerung von
Placentia einen längeren Aufenthalt hatte2).
So wird also die meines Wissens von keiner Seite bezweifelte Tat-
sache, daß das erste Zusammentreffen des Konsuls Livius mit Hasdru-
bal nicht bei Ariminum, sondern viel weiter südlich, irgendwo in der
Nähe des Metaurus anzusetzen sei. zu einer neuen Stütze für die An-
nahme einer Zentralstellung hinter dem Apennin, und diese Zentral-
stellung ihrerseits macht wieder die Annahme, daß die Römer dem
1) vgl. darüber Oehler (Nr. 21) der 8. 25 auf die Wichtigkeit dieser Bemer-
kungen aufmerksam macht. — So hat z. B. die angeführte Stelle Appians neben
anderen ebensowenig durchschlagenden Gründen, Veranlassung gegeben, eine zweite
Tradition neben der Livianischeu zu konstruieren, die von einem Gewaltmarsche
Neros aus Unteritalien nach Sena nichts gewußt habe. Diese Hyperkritik Bossis
(Nr. 18) ist von Henderson (Nr. 27) 433f mit Recht zurückgewiesen worden.
2) Liv. XXVII 39,2 meldet der neue Praetor Porcius „ex Gallia" Hasdrubals
Alpenübergang, ib. 10; ist von Hasdrubals langem Aufenthalt bei Placentia die
Rede. — Eine anfängliche Stellung im Polaude nimmt denn auch Niebuhr H 125 an.
aber ohne Stütze in den Quellen. Lehmann (Nr. 31) S. 205 glaubt, Livius habe etwa
4—5 Wochen ruhig bei Fano gestanden — als ob er mit absoluter Sicherheit darauf
hätte rechnen können, daß Hasdrubal ihm zu Gefallen gerade hier vorbeimarschieren
würde, —■ und Rospatt S. 104 macht dem Livius Salinator heftige Vorwürfe über seine
Untätigkeit, daß er den Hasdrubal so weit habe kommen lassen. Lauter Verlegen-
heiftsauskünfte aus falscher Auffassung der Gesamtsituation. — Uber die Bedeutung
von Ariminum s. Nissen Landesk. II 248.