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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0503

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Metaurus. Beilage: Streitkräfte. 1. Römer.

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gegenüberstanden, welchen Sinn hatte es dann, mit 7000 Mann den
heimlichen und gewagten Marsch vom Süden nach dem Norden der
Halbinsel zu machen? Die 5 Legionen in Etrurien, Rom und auch die
eine in Capua hätten ja dem Schauplatze der Entscheidung weit
näher gestanden.

Die radikalste Lösung dieser Schwierigkeiten hat Beloch vor- Beloch
geschlagen, indem er annimmt, daß in diesem wie in den früheren
Jahren des Krieges seit Cannae überhaupt nur zwei konsularische
Heere von zusammen 4 Legionen in Italien vorhanden gewesen seien,
und daß die Angaben des Livius über eine größere Anzahl von
Legionen einfach auf Erfindung irgend eines Annalisten beruhten1).

Gegen diese Annahme hat sich schon Delbrück (Kriegsk. I 2 358)
mit guten Gründen gewendet, und ich will das von ihm Gesagte nicht
wiederholen. Nur das eine möchte ich hinzufügen, daß wenn die
durch den ganzen zweiten Punischen Krieg durchgeführten jährlichen
Legionsaufstellungen bei Livius und die Jahr für Jahr wiederholten
und spezialisierten Dispositionen für die einzelnen Feldzüge in den
verschiedenen Ländern der Kriegführung eine einzige große Fälschung
wären, das eine Erfindung von solcher Großartigkeit, von solchem
Raffinement und so sorgfältiger Durcharbeitung bis in die kleinsten
Details hinein wäre, wie sie den Annalisten der jüngeren Epoche, die
wohl fest lügen und übertreiben konnten, am allerwenigsten zuzu-
trauen ist. Wer sich einmal die vielen einzelnen Notizen über die
Legionen nach Jahren oder nach Legionsgeschichten, wie es unten
für einen kleinen Ausschnitt geschehen wird, zusammengestellt hat,
sieht mit Erstaunen, wie alle diese Splitter der oft mosaikartig zu-
sammengewürfelten und von einem Schauplatz auf den anderen
springenden Erzählung des Livius sich zu einem wohlgeschlossenen
Ganzen zusammenstellen lassen, das, von kleinen Fehlern abgesehen,
ein in allen irgendwie in Betracht kommenden Zügen wider-
spruchsloses Gesamtbild ergibt und nicht den Stempel einer wenn
auch noch so genialen Fälschung, sondern den einer ungewöhnlich
guten Tradition trägt, die in letzter Linie auf die Protokolle der
Senatsbeschlüsse zurückgehen wird, die ja im Anfange jeden Jahres
die Dislokation der Truppen auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen
neu festsetzten.

1) Die Bevölkerung Italiens im Altertum. Klio III (1903) S. 475.
 
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