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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0515

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Metaurus. Beilage: Streitkräfte. 1. Römer.

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Ein gutes Beispiel dafür geben uns die 2 Legionen, die im Jahre
207 unter Porcius in Gallien standen. Sie waren seit 5 Jahren nur
in diesem Dienste beschäftigt und werden uns nach dieser Zeit als
„invalidus exercitus" Liv. 27, 39, 2 bezeichnet. Und einen ähnlichen
Zustand der Kräfte dürfen wir wohl für die Legion von Capua an-
nehmen, die seit 7 Jahren fast durchgehends als Garnisonslegion in
Campanien und Rom gestanden hatte1).

Diese Unterschiede mußten um so größer werden, wenn die Er-
gänzungen für die Feldarmeen gar aus den anderen Legionen ge-
nommen wurden. Auch dafür ist das Jahr 207 wieder das klassische
Beispiel. Um die beiden konsularischen Armeen auf den vollen Stand,
vielleicht sogar darüber hinaus zu bringen, erhielten die Konsuln in
diesem Jahre durch speziellen Senatsbeschluß die Erlaubnis, ihre
Heere aus allen anderen Legionen beliebig zu ergänzen 2j. In Wie Konsularische
ausgedehntem Maße die Konsuln davon Gebrauch gemacht haben, Armeen m-
deutet unsere Überlieferung in ihrer gewöhnlichen übertreibenden
Manier an.

Nero wählte danach aus den 3 Heeren seiner beiden Amtsvorgänger
und des Q. Claudius, wie es Liv. 27, 40, 14 heißt, 40 000 Mann und
2500 Reiter aus und stellte sie zu seiner Feldarmee zusammen. Wir
werden wohl gut tun anzunehmen, daß er etwa die Hälfte dieser
Zahl, eine volle konsularische Armee von ca. 20 000 Mann oder etwas
darüber sich geschaffen hat.

Ebenso wie Nero der südliche, war dem Livius der nördliche
Schauplatz zur Ergänzung seiner Legionen überwiesen, und er scheint
besonders die etruskischen Legionen so stark geplündert zu haben,
daß es nötig wurde, deren übergroße Lücken durch Sklaven zu füllen.
Denn diese Legionen werden von jetzt ab geradezu als legiones volo-

1) Wenn es Liv. 26,28,7 heißt, daß sie im Jahre 210 in einer Stärke von
5 000 Mann zu Fuß und 300 Reitern und 7 000 Mann socii mit 300 Reitern neu formiert
sei, so ist auf diese Zahlen nicht viel zu geben. Nicht nur die Verlustziffern sind in
der jüngeren Annalistik durchgängig bodenlos übertrieben, sondern auch die Heeres-
ziffern. Daß Ti. Gracchus bei seinen 2 Legionen volones 25 000 Mann Bundesgenossen
gehabt habe (Liv. 23, 32, 2), daß Claudius Nero in seine 2 Legionen 42 500 Mann ein-
gestellt habe (Liv. 27, 40, 14), sind z. B. solche Übertreibungen, denen die Unrichtigkeit
an der Stirne geschrieben steht und die den Glauben auch an andere Heereszahlen
sehr stark beeinträchtigen.

2) Liv. 27, 38, 9: senatus liberam potestatem consnlibns fecit et supplendi, unde
vellent, et eligendi de omnibus exercitibns, quos vellent, permntandique et ex pro-
vinciis, quo e re publica censerent esse, traducendi.
 
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