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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Grautoff, Otto: Franz Ringer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0017

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Franz Ringer.

Zimmerdekoration abgeben. Diesen
frühen Arbeiten sind noch eine Reihe
Genre-Plastiken an die Sette zu stellen.

Ein Faunskopf, ein pierrot,
junge Bauerndiandln und
noch anderes mehr, die sich
ebenfalls vornehmlich durch
ihren liebenswürdigen, behaglichen
pumor auszeichnen. Stilistisch wandelte
Ringer damals noch ganz in den
Bahnen seines Lehrers; die Spät-
renaissance Frankreichs und das Barock
sind die Stilelemente, in denen er sich
bewegt. (Zwei Brunnenskizzen Ringers
wurden im Jahrgang f898, 5. 36^
und 365, dieser Zeitschrift reproduziert.)

Zn seinen Arbeiten aus neuerer
Zeit, dem Altar in der Afchacher Airche,
den leicht bemalten und teilweise ver-
goldeten Reliefs für eine Garten-
abschlußmauer in Stampfbeton, werden
wir dagegen teilweise an Zean Goujon,
aber auch an die späteren pigalle,

Bouchardon und Girardon erinnert;
bei der in Eichenholz für das Bürger-
meisterzimmer im Rathaus zu Dessau
ausgeführten Statue der „Gerechtigkeit"
spüren wir wiederum den Einsiuß der
deutschen Hochrenaissance.

Und doch, wenn wir auch an
frühere Stilarten sogar lebhaft erinnert
werden, so wäre es ungerecht, zu sagen,
daß die Arbeiten unselbständig und
Nachahmung wären. Schon der frische
pauch der süßen und feinen Em-
pfindung, der besonders aus den zuletzt
genannten Arbeiten uns entgegenweht,
läßt uns fühlen, daß wir es durchaus
mit Schöpfungen aus Eigenem zu thun
haben. Welch ein feines Gefühl für
Linienrhythmik spricht aus der schönen
und innig empfundenen Bronzefigur des „5t. pubertus",
der feine Rechte sanft um den Nacken des pirsches
legt (5. 3). Die Empfindung, das Gemütvolle, das
wir schon hier so stark wahrnehmen, tritt noch viel
wirksamer und eindrucksvoller in seinen malerischen
Arbeiten hervor; ja hier macht es den eigentlichen
und wahren Wert der Aunstwerke aus. Es fei hier
zuerst die reizende Skizzenreihe zum „Lebenslauf"
genannt, die als gemalte palbfigürchen die blaue
Säule einer Tafelzierde für Professor Rudolf Seitz
schmücken (5. 5). Die biderben Gestalten in den
kecken Farben sind allerliebst erfunden und anmutig





6. 5t. Hubertus. Bronzene Giebelfigur von Franz Ringer, München.
(Höhe 2,?o m.)

mit den selbst gedichteten Sprüchlein darunter um die
Säule herumkomponiert; ähnlich sind die hübschen
Skizzen für Postkarten entworfen. Dagegen scheint die
Münchnerin nicht so sehr gelungen zu sein; in der
Bewegung ist sie ein wenig starr, und das Gesicht
ist nicht recht lebendig. Aber welches Verständnis
entwickelt Ringer auch hier für die Farbe: der typische
rote Rock, ein schwarzes Mieder und ein grünes
Zäckchen (S. 6).

Durch das polychromieren seiner oben erwähnten
rn oen Reliefs gewann der Aünstler schon früh einen Einblick
in die Maltechnik, die er im Laufe der Zeit durch

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