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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Schmidkunz, Hans: Gewerbliche Erziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0028

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Gewerbliche Erziehung.

35. Skizze z» einer Flachschnitzerei an einer Schrankthüre;
von Franz Ringer, München. (Vs der wirk!. Gr.)

würde eine der schönsten Errungenschaften des ge-
werbe- und kunstfreudigen Bayerlandes sein, wenn
auch in ihm eine so großartige Organisation ent-
stünde, wie sie Österreich (durch A. v. Dumreichers
hauptverdienst) in seinem System der Bildungs-
stätten für Gewerbe und Aunst besitzt.

Die Schulgattungen nun, die Aerschensteiner im
Vergleich mit dem daheim Vorhandenen und Feh-
lenden beobachtet hat, sind so mannigfach differen-
ziert, daß wir hier durch eine zusammengezogene
Übersicht nur ermüden und gerade den charakte-
ristischen Einzelheiten im Material des Autors un

recht thun würden. Um so wichtiger sind uns die
allgemeineren Stellungen des Verfassers. Die Fol-
gerungen, die er für seine Heimat zieht, sind zunächst
„Allgemeine Grundsätze". Diese gehen aus von der
fachlichen und socialen Notwendigkeit der „Erziehung
des gewerblichen Nachwuchses", verlangen Berück-
sichtigung sowohl der rein technischen wie auch der
kaufmännisch-wirtschaftlichen und selbst der staats-
bürgerlichen Seite der Sache, wollen auch im Publi-
kum das Verständnis geweckt und den Geschmack
gehoben wissen und gipfeln in dem „Fundamental
satz für die Organisation gewerblicher Erziehungs-
anstalten, welche nicht der Fort- oder Vorbildung,
sondern der Ausbildung dienen sollen": sie inüssen
„für den vollständigen Abschluß einer gewissen ge-
werblichen Bildung eingerichtet sein und dürfen
keinesfalls gleichzeitig Vorbereitungsschulen für höhere
Anstalten sein". Weiterhin werden für die Lehrlings-
Ausbildung neben der „Meisterlehre" unbedingt
„Lehrwerkstätten" gefordert und zwar in fünffacher
Hinsicht: als Ersatz für den Mangel an guten Meister-
lehren, als Musteranstalten für diese, als Anstalten
zur Hebung der Bildungsstufe des Standes, zur Aus-
bildung von Werk- und Lehrmeistern für die Schulen
selber, endlich zur Hebung des Gewerbes überhaupt.
Ein Hauptwunsch des Verfassers ist eine enge Füh-
lung zwischen den (von ihm geforderten) obligaten
fachlichen Fortbildungsschulen und den Innungs-
fachschulen nach einem gemeinsamen Lehrplan —
dort theoretisch, hier praktisch. Auf diesen Punkt
I geht der Bericht selber mehrmals ein, zumal an
Stellen, an denen ein solches Zusammengehen fehlt
j oder (wie z. B. in Basel) eben angestrebt wird oder
(wie in dem speziell an Innungsfachschulen reichen
Berlin) bereits besteht.

Die das Werk abschließenden „Besonderen Grund-
sätze der Organisation für München" geben in
! 20 Punkten ein System von Vorschlägen, mit Be-
schränkung auf das zunächst Erreichbare und absolut
Notwendige. Auch hier können wir uns nicht in
ein Aufzählen von Einzelheiten einlassen. Die haupt-
j sachen sind: Bildung großer Fortbildungsschulbezirke
| mit eigenen Schulgebäuden einschließlich Lehrwerk-
stätten ; Tagesunterricht statt des vom Autor mehr-
fach bedauerten Abendunterrichtes („einer der trau-
rigsten Erscheinungen im Fortbildungsschulwesen von
ganz Tentraleuropa", S. 26); handfertigkeitsunter-
richt in den achten Anabenklaffen der Volksschule;
entsprechende Aommissionen; endlich Einrichtung eines
zunächst auf die notwendigsten Aufgaben beschränkten
Gewerbemuseums, mit Musterlagern, mit Zeichen-,
Ausstellungs- und Vortragssälen, mit kleinen Werk-
stätten u. dgl. m.
 
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