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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Die Graphik - Bedarfskunst oder Spielerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0096

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Die Graphik — Bedarfskunst oder Spielerei?

535 — (35. Fein-Fayence in Sgraffito-Technik ans der Fayenrefabrik von
Gustafsberg, Schweden.

schicklichkeit gedruckt, mit Finessen
von seiten des Druckers, ohne
welche die künstlerische Absicht
der Schöpfer dieser Blätter nie
Zum Ausdruck gekommen wäre.
!Dir sahen hier sogar ein Produkt
des Aäonotypvcrfahrens, welches
von einer mit Ölfarbe bemalten
Platte je einen, sage und
schreibe eine n Abzug zu nehmen
erlaubt, und wir fragten uns
vergeblich, warum der betreffende
Aünstler feine Studie nicht lieber
gleich auf Papier gemalt habe.

Solche und ähnliche graphische
Spielereien sind typische Beispiele
dafür, wie wenig einzelne Aünstler
ahnen, welche Amcht ihnen durch
den rationellen Gebrauch der
modernen künstlerischen Aus-
drucksinittel in die lhand gegeben
wäre. Die Aquarell- uud pastell-
studien, die man früher inachte,
macht man in diesem Lager
ruhig weiter, nur mit dem Unter-
schiede, daß man sie nachher auf
die Aupfer bezw. Zinkplatte
überträgt, die dann mühselig
bemalt und retouchiert wird und
— einen ganz speziell aus
gebildeten Drucker als unum
gängliche Voraussetzung —• nach-
her einige handschriftlich nume-
rierte, entsprechend teure Abzüge
liefert.

diese Art l’art pour l’art-
Graphik wenigstens in vielen
chällen jenen hohen Aunstwert,
der ihr pretentiöses Auftreten
rechtfertigen könnte, so möchte
sie sich immerhin unangefochten
ihre Liebhaber suchen. Aber
gerade was die erwähnten pariser
Erzeugnisse anlangt, so muß hier,
leider nicht in Übereinstimmung
mit der Tageskritik, konstatiert
werden, daß es um diesen Aunst-
wert bei vielen dieser Blätter
recht schlecht bestellt war, daß
nur wenige das penible technische
Verfahren und die Sorgfalt des
Druckers wert waren. Ehike
(Oberflächlichkeit und auffällige

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